Nietzsche ist von Schopenhauer begeistert

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beginnt Friedrich Nietzsches Name überall in Europa zu erschallen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird er an Popularität mit Arthur Schopenhauer konkurrieren. Dieser zieht schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts die europäische Zivilisation und Konversation in seinen Bann. Ger Groot stellt fest: „Auch Friedrich Nietzsche steht stark unter dem Eindruck Arthur Schopenhauers. Genau zu der Zeit, in der er aufwächst, Mitte des 19. Jahrhunderts, ist Arthur Schopenhauer in aller Munde.“ Friedrich Nietzsche liest ihn als Gymnasiast und ist sofort hellauf begeistert. In mancher Hinsicht wird seine Weltsicht bis ans Ende seiner Schaffenszeit davon gezeichnet bleiben. Ger Groot lehrt Kulturphilosophie und philosophische Anthropologie an der Erasmus-Universität Rotterdam. Zudem ist er Professor für Philosophie und Literatur an der Radboud Universität Nijmegen.

Jedes Aufbegehren gegen das Leid verstärkt es nur noch

Die Welt ist ein ständiger Fluss von Entstehen und Vergehen, ein Chaos von Kräften, so Arthur Schopenhauer. Er nennt diesen Fluss „Willen“, doch etwas sich ständig Wandelndes bietet dem Wissen der Menschen keinen Halt. Nicht einmal die Menschen selbst werden darin bestehen können, denn wenn alles fließt, ist kein beständiges „Ich“ möglich. Deshalb verformt man die Wirklichkeit zu etwas Statischem. So als würde man ein Netz über einen reißenden Fluss werfen und glauben, damit des Wassers Herr werden zu können.

Das gelingt natürlich nie und deshalb werden die Menschen in ihrem Verlangen nach Wissen und Beständigkeit immerzu enttäuscht. Diese Enttäuschung ist der Schmerz, an dem das Leben leidet, so Arthur Schopenhauer. Man kann nichts anderes tun, als sich darein zu ergeben, da jedes Aufbegehren gegen das Leid es nur verstärken würde. Friedrich Nietzsche übernimmt diesen Gedanken anfänglich, doch wird er sich im Laufe seines Lebens immer weiter von Arthur Schopenhauer entfernen.

„Also sprach Zarathustra“ findet nur wenige Leser

Schließlich landet Friedrich Nietzche bei einer Arthur Schopenhauer diametral entgegengesetzten Position. Von der Ergebenheit, zu der Arthur Schopenhauer aufruft, und dem Pessimismus, der aus dessen Werk spricht, will er nichts mehr wissen. Denn der Mensch ist zu anderen Dingen berufen. Und Zarathustra macht er dabei zu seinem Propheten, wenngleich zu einem Propheten, der in seinem eigenen Land zu Anfang nichts gilt.

„Also sprach Zarathustra“ veröffentlicht Friedrich Nietzsche in der ersten Hälfte der Achtzigerjahre in vier Teilen. Die Verkaufszahlen sind allerdings so erbärmlich, dass er den letzten Teil im Selbstverlag herausgeben muss. Ger Groot erläutert: „Dieses außergewöhnliche Buch lässt sich am besten mit den alttestamentarischen Büchern der Propheten vergleichen. Es weist den gleichen Stil, das gleiche Pathos und in vielerlei Hinsicht den gleichen Sprachgebrauch auf.“ Quelle: „Und überall Philosophie“ von Ger Groot

Von Hans Klumbies

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