Natural Wines haben oft eine gewisse Exzentrik

Es gibt eine hitzige ideologische Debatte. Auf der einen Seite stehen die Befürworter des „konventionellen“ Weinbaus. Diese nutzen für den gewünschten Wein Pestizide im Weinberg und Chemikalien bei der Weinbereitung. Auf der anderen Seite stehen die Anhänger des „natürlichen“ Weinbaus. Diese erzeugen die Trauben biologisch-dynamisch und verzichten bei der Weinbereitung auf Zuckerzugabe, Schwefelung, Säureregulierung, Schönen und Filtrieren. Nach der Erfahrung von Aldo Sohm haben Natural Wines oft eine gewisse Trübheit, Exzentrik und Flüchtigkeit. Dem Traubenmost des Natural Wine wird nichts zugesetzt, um den Geschmack zu beeinflussen. Eingriffe in den Gärungsprozess werden auf ein Minimum beschränkt. Nicht alle Natural Wines sind zertifizierte Bioweine. Nicht alle biologischen oder biodynamischen Weine sind Natural Wines. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Apppétit“.

Biologischer Weinanbau verzichtet auf Chemikalien

Biodynamischer und biologischer Weinanbau ähneln sich insofern, als beide auf Chemikalien verzichten. Biodynamischer Weinanbau ist jedoch ein ganzheitlicher Ansatz. Er beruht auf den Lehren des österreichischen Philosophen Rudolf Steiner. Er begreift den Weinberg als vernetztes Ökosystem. In diesem wirken Pflanzen, Felder, Wald, Tiere, Boden, Kompost, Menschen und der „Geist“ des Ortes harmonisch als Teil eines Zyklus zusammen und nähren sich gegenseitig.

Der Weinbauer richtet sich bei der Düngung, Pflanzung und Ernte nach dem Mondzyklus. Die Bodengesundheit wird mit homöopathischen Methoden aufrechterhalten. Die Bezeichnung „Nachhaltig“ steht für eine Reihe von Verfahren, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch sozial verantwortungsvoll sind. Hier geht es unter anderem darum, wie ein Weingut seine Wasser- und Energieverbrauch handhabt, ob es leichtere Flaschen für eine günstigere Ökobilanz beim Transport verwendet, und auch, wie sich das Weingut in seinem sozialen Umfeld verhält.

Der weiße Pinot Grigio schmeckt eigentlich allen

Nachhaltig wirtschaftende Weinbauern können weitgehend biologisch oder biodynamisch wirtschaften. Sie haben aber die Freiheit, die für ihr Gut und ihre Region am besten geeigneten Verfahren auszuwählen. Aldo Sohm weiß, dass die Umsetzung nachhaltiger Prinzipen viel Geld kostet, aber eine sehr fortschrittliche und „grüne“ Antwort auf den Klimawandel ist. Neben der Charakteristik der Rebsorte sind Boden, Klima, Anbauort und natürlich der Winzer entscheidend für das Endergebnis im Glas.

Der weiße Pinot Grigio ist der ideale Wein für Einsteiger. Er ist unkompliziert und leicht zugänglich, lässt sich immer gut trinken und schmeckt eigentlich allen. Diese Rebsorte mit leicht grauer Farbe entwickelt bei voller Reife eine rosafarbene Schale. Die schlankeren Versionen sind besonders beliebt, weil sie so erfrischend sind. Leider wird Pinot Grigio oft als reiner Massenwein angebaut und liefert dann absolut nichtssagende Weine. Gut gemachten Pinot Grigio dagegen hat einen angenehmen Duft mit Anklängen von Bittermandeln. Quelle: „Einfach Wein“ von Aldo Sohm mit Christine Muhlke

Von Hans Klumbies