In Italien gibt es mehr als 350 genehmigte Rebsorten

Niemand versteht es so gut wie die Italiener, Lebensstil und Emotionen zu verkaufen, und das gilt auch für Wein. Viele denken dabei hauptsächlich an Prosecco, Pinot Grigio und Chianti. Aber dieses große und immens vielfältige Land hat auch eine Fülle lokaler, weniger bekannter Sorten zu bieten. Aldo Sohm und Christine Muhlke wissen: „Es gibt mehr als 350 genehmigte Rebsorten, und 500 weitere werden dokumentiert.“ Viele Winzer haben jedoch in den 80er- und 90er-Jahren lokale Rebsorten durch Sorten für den Massenvertrieb wie Cabernet Sauvignon ersetzt. Damit wollten sie Anschluss an den internationalen Markt bekommen. Die nächste Generation kehrt jedoch wieder zu den Ursprüngen zurück. Sie pflanzt wieder das an, was hier seit Jahrhunderten am besten gedeiht. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Appétit“.

Weltberühmte Weine kommen aus dem Piemont und der Toskana

Genau wie das italienische Essen sind die Weine ihrem Stil und Geschmack nach sehr regionsspezifisch. Sie laden zu fantastischen Entdeckungen ein. Aldo Sohm und Christine Muhlke betonen: „Kein Land bietet eine größere Vielfalt an Rebsorten als Italien. Sie alle zu entdecken erfordert echte Hingabe und viel Zeit. Seit der Zeit der alten Römer, die den Weinanbau in Europa verbreitet haben, sind sie eng mit ihrer jeweiligen Provinz und Kultur verwoben.“

Piemont und die Toskana sind mit weltberühmten Weinen wie Barolo, Barbaresco, Brunello die Montalcino und den Supertoskanern zwar die bekanntesten Regionen. Aldo Sohm freut sich aber oft auch über die einfachen Hausweine, die man hier in fast jedem Restaurant bekommt. In Italien sollte man unbedingt die weniger bekannten Sorten probieren. In Kampanien zum Beispiel gibt es knackige, frische Weißweine und opulente Rotweine mit Alterungspotenzial.

In der Lombardei gedeihen kraftvolle Rotweine

Im Friaul findet man tolle Weißweine und Natural Wines. Die Provinz ist eine der besten Weißweinregionen Italiens. Aldo Sohm und Christine Muhlke erklären: „Das maritime Klima mit seinen kühlen Abenden und heißen Tagen verleiht den Weinen Charakter und Frische. Und manche von ihnen gewinnen durch Eichenfassausbau Komplexität.“ Friauls Rote, besonders der Refosco, sind recht leicht zugänglich und fruchtig. Zwischen den Weingütern Sloweniens und Friaul fand seit jeher ein reger Austausch statt, da die Grenze direkt durch die Rebflächen verläuft.

Die Lombardei zeichnet sich durch kraftvolle Rotweine und hochpreisige Schaumweine aus. Für Aldo Sohm ist hier das Veltlin die interessanteste Region, ein alpines Gebirgstal im Norden, das von warmen Südwinden profitiert. Hier wird ein lokaler Klon der Nebbiolo namens Chiavennasca angebaut, der perfekt zu den Aufschnittspezialitäten und Käserisottos der Region passt. Franciacorta, Italiens renommierte Schaumweinregion, kommt dem Champagner in der Qualität – und leider auch im Preis – sehr nahe. Quelle: „Einfach Wein“ von Aldo Sohm mit Christine Muhlke

Von Hans Klumbies