Grüne Pflanzen ermöglichen das Leben

Nahezu alles Leben auf der Erde kann nur leben, weil es grüne Pflanzen gibt. Diese erzeugen über die Fotosynthese aus den rein chemischen Grundstoffen Kohlendioxid und Wasser mithilfe der Energie des Sonnenlichts organische Stoffe und setzen dabei Sauerstoff frei. Josef H. Reichholf ergänzt: „Diese organischen Stoffe sind in der Anfangsproduktion der Fotosynthese nichts anderes als Zucker. Wir können sie als in Kohlenstoffverbindungen gespeicherte Energie betrachten.“ Lebewesen bestehen jedoch nicht nur aus Zucker, sondern vornehmlich aus Eiweißstoffen und anderen komplexen organischen Substanzen. An diesen hängt das Leben. Die Fotosynthese ist lediglich eine von mehreren und tatsächlich existierenden chemischen Möglichkeiten, Energie zu speichern in einer für weitere Prozesse nutzbaren Form. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

Phosphorverbindungen bilden das „Alphabet des Lebens“

Ihre unmittelbaren Produkte allein, Zucker und Sauerstoff, würden kein Leben bilden können. Für dieses sind ganz andere Stoffe nötig. Die dem Namen nach bekanntesten sind die Aminosäuren, aus denen Eiweißstoffe aufgebaut sin. Dazu kommen die Phosphorverbindungen, die das „Alphabet des Lebens“, die genetische Information, bilden. Die Fotosynthese kann nicht in Gang kommen, wenn jene Substanz nicht vorhanden ist, die das Sonnenlicht „einfängt“. Diese liefert die Energie für die Bildung von Zucker und die Freisetzung von Sauerstoff.

Diese Substanz, das Blattgrün oder Chlorophyll, ist allgemein bekannt. Es enthält das Metall Magnesium. Ohne dieses funktioniert Chlorophyll ebenso wenig, wie die roten Blutkörperchen des Menschen als Überträger von Sauerstoff tätig werden könnten, wenn sie kein Eisen hätten. Beide Beispiele sollten daran erinnern, dass das Leben Stoffe benötigt, die man als „Mineralstoffe“ zu bezeichnen pflegt. Auch bei den Fließgewässern geht es um die Versorgung mit Mineralstoffen. Allerdings in nahezu entgegengesetzter Weise wie auf dem Acker.

Gewässer bleiben normalerweise nährstoffarm

Josef H. Reichholf weiß: „Denn auf diesem und auch auf der Wiese ist hohe Produktivität sehr erwünscht, weil geerntet werden soll. Für die Gewässer gilt das nicht, zumindest nicht in dem Ausmaß wie an Land.“ Im Wasser sollen weder Wasserpflanzen wuchern noch sich Massen von Algen entwickeln, die nachts dem Wasser zu viel Sauerstoff entziehen. Zahlreiche andere Vorgänge verlaufen in den Gewässern sehr ungünstig, wenn sie gedüngt oder gar überdüngt werden.

Aber Mineralstoffe gelangen auf jeden Fall in die Fließgewässer. Schon das Grundwasser, das ihnen zuströmt, enthält solche. Niederschläge schwemmen sie von den Fluren ab und tragen sie in die Bäche und Flüsse. Auch auf dem Luftweg, mit Wind und Regen, geraten Mineralstoffe in die Gewässer. Doch all diese Quellen zusammengenommen düngen von Natur aus die Gewässer so wenig, dass sie nährstoffarm bleiben. Denn ihnen vorgeschaltet sind zwei umfassende Filter, die Böden und die Vegetation. Quelle: „Flussnatur“ von Josef H. Reichholf

Von Hans Klumbies