Immanuel Kant revolutioniert die Philosophie

Die Sonderausgabe des Philosophie Magazins ist diesmal Immanuel Kant gewidmet. Der Philosoph, dessen Geburtstag sich am 22. April zum 300. Mal jährt, gehört zu den bedeutendsten Denkern der Philosophiegeschichte. Der israelische Philosoph Omri Boehm versteht Kant, entgegen der gängigen Klischees, als einen Philosophen des Ungehorsams, gar als Anarchisten. Er sagt: „Die wichtigste Erkenntnis Kants ist, dass es Autorität – im Gegensatz zu Macht – nur geben kann, wenn die Vernunft in der Lage ist, sich selbst ihre eigenen Regeln zu geben.“ Dadurch wird jede von außen kommende Autorität abgelehnt. Denn äußere Autorität und Autonomie schließen sich in gewisser Weise aus. Laut Omri Boehm besteht Immanuel Kants wichtigstes Vermächtnis darin, den Universalismus durch die Freiheit und nicht durch Gott oder die Natur zu begründen – im Zusammenhang mit der Menschenwürde.

Immanuel Kant formuliert den berühmten kategorischen Imperativ

Was kann ich wissen? Bei der Beantwortung dieser Frage gilt es Immanuel Kant zufolge zwei Hürden zu überwinden. Einerseits muss man eine alles zersetzenden Zweifel vermeiden, für den sich sämtliches Wissen in bloße Denkgewohnheiten auflöst. Andererseits sollte man sich auch keinem Dogmatismus verschreiben, der Wissen auf Gebieten behauptet, die sich jenseits aller Überprüfbarkeit befinden. Markus Willaschek erklärt: „Die „Kritik der reinen Vernunft“ revolutionierte die Philosophie. In dem Werk untersucht Kant die Leistungsfähigkeit der Vernunft und zeigt, dass gesichertes Wissen über Gott, die Seele und die Welt als Ganzes nicht möglich ist.“

Was soll ich tun? Wichtiger als alle Theorie ist für Immanuel Kant letztlich die Praxis. Auch wenn sich die Existenz des freien Willens nicht beweisen lässt, muss man unbedingt an ihm festhalten, da man sonst die Möglichkeit moralischen Handelns aufgibt. Die Freiheit eines Menschen besteht darin, dem kategorischen Imperativ zu folgen, den Immanuel Kant in der „Kritik der praktischen Vernunft“ wie folgt formuliert. Er schreibt: „Handel nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Der menschliche Wille verdankt seine Gesetze sich selbst

Für Susan Neiman ist der Begriff des Bösen zentral für Immanuel Kants Gesamtwerk. Die Philosophin sagt: „Kant meint, dass wir eine Neigung zum Bösen haben, also dazu tendieren, unsere Neigungen über die praktische Vernunft zu stellen. In diesem Sinn sind wir von Natur aus böse.“ Daher wäre es arrogant und selbstgerecht, wenn sich Menschen ihrer eigenen guten Taten sicher sein könnten. Jedoch ist es prinzipiell immer möglich, mit Würde und Freiheit sowie mit Vernunft zu handeln. Das ist ein Grundprinzip von Immanuel Kants Theorie.

Was darf ich hoffen? Mit der Hoffnungsfrage befasst sich der Großdenker aus Königsberg in seinen Religionsschriften, aber auch in der Kritik der Urteilskraft. Dabei findet er gute Gründe für die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele. Otfried Höffe kennt seine Pointe: „Wissen können wir diese Dinge nicht. Trotzdem haben wir gute Argumente, und diese entstammen unserer praktischen Vernunft.“ Aber alles entscheidend bleibt schließlich dies: Der menschliche Wille verdankt seine Gesetze nicht Gott, sondern sich selbst.

Von Hans Klumbies