ZEN löst negative Gedankenmuster auf

Im Hier und Jetzt nichts zu bewerten, kann man vielleicht als Kernaufforderung des ZEN verstehen. Klaus Biedermann erläutert: „Unsere großen Seuchen – Depression und Angst – haben damit zu tun, dass die Betroffenen nicht in der Gegenwart leben. Der Depressive ärgert sich über Dinge, die waren, der Angstvolle macht sich Gedanken über das, was noch kommt und wahrscheinlich nie eintreffen wird.“ Der einzige Moment aber, in dem man glücklich sein kann, ist jetzt. Zu viel zu denken, macht unglücklich. Besonders gefällt Klaus Biedermann am ZEN, dass Komik und Erleuchtung hier nahe beieinander liegen dürfen. Arthur Schopenhauer sagte einmal, jedes Lachen sei eine kleine Erleuchtung. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

Lachen schafft Distanz zu Problemen

Klaus Biedermann erlebt in seinen Coachings immer wieder, wie stark Humor und Lachen wirken. Sobald sein Klient über sich und das, was er tut, lachen kann, gewinnt er augenblicklich Distanz zu seinen Problemen und kann sie somit von außen betrachten. Danach ist das Finden einer Lösung sehr viel leichter. Aber natürlich geht es im ZEN um sehr viel mehr als um Lachen. Nicht denken und in voller Präsenz sitzen, gehen, stehen und atmen, vollkommen im Hier und Jetzt – so kann man die ZEN-Meditation kurz beschreiben.

Klaus Biedermann schreibt: „In diesem Hier und Jetzt erlebt man das Leben pur. Wenn der Geist still wird, wird die Welt wahr.“ ZEN ist keine Lehre oder Philosophie. Es geht dabei um eine geistige Erfahrung. Zu diesem Zweck stellt man die vom Verstand geleitete geistige Tätigkeit für eine Weile ab und hält sich innerlich ganz still. Fast jeder Mensch kann sich vorstellen, wie schwierig das sein kann, weil es den „normalen“ Lebensgewohnheiten so sehr entgegensteht.

Viele Menschen empfinden die innere Einkehr als belastend

Im ZEN geht es also ums Nichtstun. Weil man selbst nichts tut, geschieht etwas oder kann etwas geschehen. Auf einmal spürt man sich selbst, weil man nicht mehr geschäftig herumläuft. Nach einer Zeit der Übung des stillen Daseins lösen sich negative Gedankenmuster einfach auf. Das muss keine große Sache sein. Es genügt manchmal schon, sich einfach morgens nach dem Aufstehen zehn Minuten Zeit zu nehmen. Man setzt sich afu eine Matte oder einen Hocker und ist sich nur dieses Moments gewahr.

Ohne darüber nachzudenken, was am Tag geschehen könnte, müsste oder sollte. Sollten solche Gedanken kommen, lässt man sie ziehen wie die Wolken am Himmel. Nicht zu tun scheint gar nicht so einfach zu sein, wenn man den Forschungen der Psychologen um Timothy Wilson von der University of Virginia glaubt. Bei einem Experiment ging es lediglich darum, still dazusitzen und seinen Gedanken nachzuhängen. Die Probanden sollten für sechs bis 15 Minuten in einem nüchternen Raum sitzen und sich mit einem Thema ihrer Wahl beschäftigen. Die Mehrzahl der Teilnehmer empfand die innere Einkehr als belastend. Quelle: „Burn-In statt Burn-Out“ von Klaus Biedermann

Von Hans Klumbies