Muskel- und Skeletterkrankungen haben in der heutigen Arbeitswelt eine erhebliche Bedeutung erlangt. Sie gehören zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen mit ca. 17% gleichauf mit Atemwegserkrankungen. Doch anstatt uns von den Herausforderungen dieser Erkrankungen entmutigen zu lassen, sollten wir sie als Anreiz betrachten, Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.
Stadt vs Land
Ländliche Gebiete sind oft stärker von Muskel- und Skeletterkrankungen betroffen, weiß die AOK in ihrer Statistik zu berichten. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter begrenzter Zugang zu Gesundheitsdiensten, unzureichende Arbeitsbedingungen in landwirtschaftlichen Berufen und die Tendenz zu körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten in diesen Regionen.
In städtischen Gebieten ist tatsächlich oft weniger körperliche Arbeit erforderlich, was dazu führen kann, dass Muskel- und Skeletterkrankungen in Bezug auf körperliche Beanspruchung weniger präsent sind. So gibt es viel weniger Ärzte für Orthopädie in Berlin (154) als in München (248) (vgl Doctolib), was ja ein großes ländliches Einzugsgebiet hat. Dabei ist das Behandlungsspektrum der Praxen für Orthopädie in Berlin ja das Gleiche.
Aber zurück zu den Ursachen. Lange Stunden am Schreibtisch, schlechte Sitzhaltung, und der Mangel an Bewegung können zu chronischen Rücken-, Nacken- und Schulterproblemen führen. Dies zeigt, dass Muskel- und Skeletterkrankungen in städtischen Gebieten zwar möglicherweise weniger durch körperliche Arbeit, aber dennoch durch andere Faktoren verursacht werden können.
Arten von Muskel- und Skeletterkrankungen
Muskel- und Skeletterkrankungen sind eine vielfältige Gruppe von Gesundheitsproblemen, die die Muskeln, Knochen, Gelenke und das umgebende Gewebe betreffen können. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
A. Berufsbedingte Faktoren
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Die Gestaltung des Arbeitsplatzes spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Muskel- und Skeletterkrankungen. Eine schlechte Ergonomie, wie falsch eingestellte Stühle oder Bildschirme, kann zu anhaltenden Belastungen führen.
- Schweres Heben und Tragen: In Berufen, in denen das Heben und Tragen schwerer Lasten eine regelmäßige Anforderung ist, besteht ein erhöhtes Risiko für Verletzungen des Muskel-Skelett-Systems. Schulungen und geeignete Hebeltechniken können hier Abhilfe schaffen.
- Wiederholte Bewegungen: Berufe, die repetitive Bewegungen erfordern, können Muskeln und Gelenke übermäßig beanspruchen. Es ist wichtig, diese Belastungen zu minimieren und regelmäßige Pausen einzuplanen, um die Muskeln zu entlasten.
B. Nicht berufsbedingte Faktoren
- Genetik: Die genetische Veranlagung spielt eine Rolle bei der Anfälligkeit für Muskel- und Skeletterkrankungen. Ein familiär erhöhtes Risiko kann dazu führen, dass Menschen besonders auf präventive Maßnahmen achten sollten.
- Lebensstil: Ein ungesunder Lebensstil, der beispielsweise Bewegungsmangel, Übergewicht oder Rauchen einschließt, kann das Risiko für Muskel- und Skeletterkrankungen erhöhen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können helfen, diesen Faktor zu minimieren.
- Krankheiten: Bestimmte medizinische Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis oder Osteoporose, können Muskel- und Skeletterkrankungen begünstigen oder verschlimmern. Eine frühzeitige Diagnose und entsprechende Behandlung sind hier entscheidend.
Die Verbreitung von Muskel- und Skeletterkrankungen ist bemerkenswert. Dennoch sollten wir nicht vergessen, dass jeder von uns dazu beitragen kann, das Risiko zu reduzieren.
Auswirkungen auf die Arbeitswelt
Krankschreibungen und Arbeitsausfälle sind sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber stets unangenehm und vor allem teuer. „Im Jahr 2020 fielen 11,6 Milliarden Euro und damit 2,8 Prozent aller Krankheitskosten auf Rückenschmerzen.“ wie man dem Ärzteblatt entnehmen kann. Dazu kommen noch Kosten für Produktionsausfall in etwa gleicher Höhe. Prävention macht hier also durchaus Sinn. Neben einem kleinen Büro-Training sind vor allem Vermeidung von Fehlhaltungen wichtig, ebenso wie schweres Tragen.
Prävention und Behandlung
Muskel- und Skeletterkrankungen stellen zweifellos eine bedeutende Herausforderung für die Arbeitswelt dar, aber gleichzeitig bieten Prävention und Aufklärung entscheidende Ansätze, um Muskel- und Skeletterkrankungen effektiv zu bekämpfen. Durch ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Schulungen zur richtigen Arbeitsweise und den Fokus auf einen gesunden Lebensstil können Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen dazu beitragen, das Risiko von Muskel- und Skeletterkrankungen zu minimieren.