Markus Hengstschläger erklärt den Begriff des Talents

Die Wörter Talent und Begabung werden von den meisten Menschen synonym verwendet. Markus Hengstschläger zitiert den Duden, der Talent wie folgt definiert: „Begabung, die jemanden zu ungewöhnlichen beziehungsweise überdurchschnittlichen Leistungen auf einem bestimmten, besonders auf künstlerischem Gebiet befähigt.“ Bei Wikipedia steht unter dem Begriff Begabung, dass er stets auch eine genetische Komponente voraussetzt. Markus Hengstschläger erklärt: „Das größte Problem an den Begriffen Talent und Begabung besteht darin, dass sie etwas beschreiben, was sich unserer Beobachtung und daher auch der Bestimmbarkeit und Messbarkeit eigentlich mehr oder weniger entzieht.“ Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

Beim Talent spielt immer auch eine genetische Komponente eine Rolle

Laut Markus Hengstschläger gibt es bestimmte Leistungsvoraussetzungen, die je nach Fragestellung nach größere oder kleinere genetische Komponenten haben. Diese Voraussetzungen für eine Leistung müssen durch harte Arbeit entdeckt und in eine besondere Leistung, sprich Erfolg, umgesetzt werden. Markus Hengstschläger ergänzt: „Das ist eine Grundformel für das Erzielen von Erfolgen und stellt auch die Grundformel meiner Hypothesen dar.“

Die polarisierende Diskussion darüber, ob Talent nun genetisch oder erlernbar ist, empfindet Markus Hengstschläger als lähmend und überflüssig. Es kommt auch immer darauf an, was die Diskutanten genau unter Talent verstehen. Wenn man zum Beispiel mit Talent das sichtbare Produkt meint, so hängt dieses ganz entscheidend davon ab, mit welcher Intensität, Begeisterung und Konsequenz der Träger bestimmter Leistungsvoraussetzungen bereit ist, diese in eine besondere Leistung umzusetzen und ob man ihm die idealen Möglichkeiten und Voraussetzung dafür überhaupt bietet.

Die Intelligenz ist eines Menschen ist zu 50 Prozent angeboren

Markus Hengstschläger ist fest davon überzeugt, dass so komplexe Merkmale des Menschen wie Begabung oder auch etwa Intelligenz, multifaktorelle Entstehungsgeschichten haben. Es spielen die Gene und die Umwelt, gegenseitig unverzichtbar, zusammen. Markus Hengstschläger zitiert den renommierten deutschen Hirnforscher Prof. Gerhard Roth, der in einem Interview gesagt hat: „Die Intelligenz eines Menschen ist etwa zu 50 Prozent angeboren.“ Laut Gerhard Roth gibt es auch nicht das so genannte Intelligenz-Gen. Man vermutet, dass rund 15.000 Gene für das Gehirn zuständig sind.

Für die Wissenschaft steht fest: Der Mensch ist stets das Produkt der Wechselwirkung zwischen Genetik und Umwelt. Markus Hengstschläger fügt hinzu: „Einmal spielen Gene eine geringe Rolle und ein anderes Mal entscheiden sie aber mit – je nachdem, ob es sich etwa um sportliche, handwerkliche, künstlerisch-musische, wissenschaftliche oder Management-Leistungen handelt. Selbst das Glücklichsein folgt diesem Konzept.“

Von Hans Klumbies