Die Logik ist die Lehre von der Verhältnisbestimmung zwischen Gedanken. Markus Gabriel erläutert: „Das altgriechische Wort „logos“ hat eine Bedeutungsspannweite, die Verhältnis, Maß, Aussage, Sprache, Denken, Rede, Wort und Vernunft umfasst.“ Platon und Aristoteles haben die Logik als Wissenschaft etabliert. Es geht dabei um die Frage, wie verschiedene Gedanken zusammenhängen sollen, wenn man etwas Neues durch reine Gedankenverknüpfung erkennen will. Deswegen beschäftigt sich die Logik traditionell mit den drei Themen Begriff, Urteil und Schluss. Ein Begriff ist etwas, das man aus einem Gedanken herauslösen kann, um ihn für einen anderen Gedanken weiterzuverwenden. Seit 2009 hat Markus Gabriel den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.
Aus einem Gedanken lassen sich andere Gedanken ableiten
Markus Gabriel nimmt einen einfachen Gedanken, den man folgendermaßen ausdrücken kann und als (A) bezeichnen kann: (A) Angela Merkel wohnt in Berlin. Man kann diesem Gedanken mindestens zwei Begriffe entnehmen. Erstens den Begriff „Angela Merkel“ und zweitens den Begriff „wohnt in Berlin“. Natürlich kann man auch noch den Begriff „Berlin“ oder den Begriff „wohnt in“ herausgreifen sowie die Begriffe Angela und Merkel. Aber Markus Gabriel möchte auf folgendes hinaus: „Wir können dank der Spielmarken „Angela Merkel“ und „wohnt in Berlin“ auf neue Gedanken kommen.“
Wenn Angela Merkel in Berlin wohnt, wissen wir, dass auch andere Menschen in Berlin wohnen könnten. Außer man hätte die Zusatzinformation, dass in Berlin derzeit nur eine Person wohnt. Wenn Angela Merkel in Berlin wohnt, dann weiß man auch, dass sie noch etwas anderes tun könnte. Angela Merkel kann vieles tun und viele können in Berlin wohnen. Solche einfachen Wahrheiten kann man deswegen erfassen, weil sich aus dem Gedanken (A) „Angela Merkel wohnt in Berlin“ andere Gedanken ableiten lassen.
Ohne Logik lebten die Menschen noch in der Steinzeit
Die allgemeinsten Ableitungsregeln sind die logischen Gesetze. In diesem Kontext ist etwa die sogenannte Existenzgeneralisierung ein logisches Gesetz. Wenn Oskar Brötchen kauft, folgt daraus, dass jemand Brötchen kauft. Noch allgemeiner: Wenn etwas Konkretes (a) eine Eigenschaft (E) hat, folgt daraus, dass irgendetwas (x) die Eigenschaft E hat. Aus „a ist E“ kann man schließen „Irgendein x ist E“. Wenn ein Apfel rot ist, ist etwas rot. Das ist kein tiefes Geheimnis, aber es lohnt sich die logischen Gesetze explizit zu machen und ihren Zusammenhang zu erforschen.
Denn dieses Projekt hat den Menschen die Technik beschert, ohne die sie laut Markus Gabriel noch im Steinzeitalter leben würden. Die logischen Gesetze bestimmen Verhältnisse zwischen Begriffen und Gedanken, die man auf der Basis gegebener Gedanken, wie dem Gedanken (A), bilden kann. Markus Gabriel fasst zusammen: „Die Logik beschäftigt sich mit der Herausarbeitung logischer Gesetze aus dem vorhandenen Material des menschlichen Denkens.“ Quelle: „Der Sinn des Denkens“ von Markus Gabriel
Von Hans Klumbies