Albert Einsteins Ziel war die Theorie von Allem

In der Physik gibt es immer neue Theorien. Den Schlusspunkt setzt im Moment die sogenannte „Theorie von Allem“. Leonard Mlodinow schränkt ein: “Ob so etwas überhaupt existieren, und falls ja, wie sie aussehen konnte, ist bis heute umstritten. Sie zu formulieren war Albert Einsteins zentrales Ziel in späteren Lebensjahren.“ Er nannte sie die einheitliche Feldtheorie. Man sollte meinen, wenn es irgendjemandem gelingen könnte, eine solche Theorie aus dem Hut zu zaubern, dann Albert Einstein. Aber das Einzige, was ihm in den letzten Jahrzehnten seines Lebens gelang, war die eigene Entfremdung vom Mainstream der Physik. „Die Zeitgenossen sehen in mir zugleich einen Ketzer und Reaktionär“, so schrieb er, „der sich sozusagen überlebt hat.“ Leonard Mlodinow, Physiker und Autor, lehrte am California Institut of Technology in Pasadena.

Die Suche nach der Theorie von Allem kommt in Mode

Das war Albert Einstein nur recht. Er hatte das Gefühl, eine Menge Ruhm eingeheimst und so das Recht erworben zu haben, im höheren Alter donquichottische Unternehmungen zu verfolgen. Leonard Mlodinow weiß: „Und so ignorierte er die Ratschläge von praktisch jedermann und hielt an seinem Vorhaben fest. Wie Stephen Hawking wer ein Sturkopf.“ Und tatsächlich, ein paar Jahrzehnte nach Albert Einsteins Tod 1955 kam die Suche nach einer Theorie von Allem in Mode.

Die meisten Diskussionen einer Theorie von Allem übersehen eine Tatsache. Nämlich, dass Physiker bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überzeugt waren, über eine konsistente Beschreibung sämtlicher physikalischer Phänomene zu verfügen. Das war die Zeit, als James Clerk Maxwell eine Theorie der elektromagnetischen Kräfte schuf. Zusammen mit Isaac Newtons Gravitationsgesetz lieferten die beiden Theorien eine Beschreibung aller damals bekannten Kräfte der Natur.

Die theoretische Physik arbeitet mit Näherungen

Leonard Mlodinow warnt: „Ohne eine Lösung ihrer Gleichungen ist eine Theorie nicht mehr als ein Rahmenwerk aus Prinzipien und Methoden.“ Angewandt auf ein physikalisches System liefert eine Theorie Gleichungen, deren Lösungen beschreiben, wie sich die Eigenschaften dieses Systems in Abhängigkeit von der Zeit verändern. Doch gewöhnlich kann die Physik diese Gleichungen nicht lösen. Daher hängen die meisten Ergebnisse in der theoretischen Physik davon ab, dass man mit geeigneten Näherungen arbeitet.

Das ist einer der Gründe, warum die Physik ebenso eine Kunst wie eine Wissenschaft ist. Mitte des 19. Jahrhunderts war entdeckt worden, dass die Bahn des Merkurs um einen kleinen Betrag von den Voraussagen des Newton’schen Gravitationsgesetzes abwich. Die Abweichung war sehr gering, aber real, und sie spiegelte einen Fehler in diesem Gesetz wider. Wie sich herausstellte, deutete die Entdeckung dieser kleinen Abweichung die nächste physikalische Revolution an – Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie (1915). Quelle: „Stephen Hawking“ von Leonard Mlodinow

Von Hans Klumbies