Die Natur gilt als Bedingung der nachhaltigen Freiheit

Die Natur gilt für Katia Henriette Backhaus nicht als vorpolitischer Raum, sondern soll als Bedingung der nachhaltigen Freiheit gelten. Dadurch, dass sie auch die Freiheitsakte zu einem Teil ihres Konzepts nachhaltiger Freiheit macht, wächst zudem die Bedeutung der Konsequenzen freien Handelns. Weshalb ist die Einbeziehung der Freiheitsakte so wichtig? Denn es ist es unzulänglich, Freiheit nur in Form von Möglichkeiten zu denken. Freiheit kann man nur dann erfahren, wenn sie zum konkreten Akt, also realisiert, wird. Allein die Möglichkeit zu haben, etwas zu tun, garantiert nicht, dass alle Hindernisse beseitigt sind. Oder dass die Konsequenz, die sich aus dieser Möglichkeit ergibt, wirklich erwünscht ist. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

Jede Person wünscht sich etwas Bestimmtes

Ein Freiheitspotential, das man nicht realisieren kann, ist laut Katia Henriette Backhaus sinnlos, denn es verwehrt die Erfahrung der Freiheit. Auch ein Freiheitsakt, der auf die Abschaffung des Freiheitspotentials zielt, ist ebenso wenig sinnvoll. Denn damit findet diese konkrete Option, Freiheit zu erfahren, ein Ende. Was genau ist gemeint, wenn Katia Henriette Backhaus von dem Wunsch nach etwas, das man nicht verwirklichen kann, spricht. Entscheidend ist dabei, was der Ausdruck, etwas kann man nicht verwirklichen, bedeuten soll.

Ist gemeint: unter gegebenen Umständen nicht realisierbar, oder bisher nicht realisierbar, oder aber: für Menschen prinzipiell unmöglich? Das Kernelement all dieser Formulierungen ist, dass man etwas herbeiwünscht. Also es besteht die Vorstellung, dass etwas Realität werden soll. In allen drei Fällen ist die wünschende Person nicht allein durch das Wünschen befriedigt, sondern sie wünscht ja etwas Bestimmtes. Nämlich dass ihr Ansinnen realisierbar wäre oder realisiert würde und sie dann Befriedigung erfahren kann.

Freiheitspotentiale eröffnen konkrete Möglichkeiten

Katia Henriette Backhaus stellt fest: „Anhand des dritten Falls, wo eine Person etwas wünscht, was schier unmöglich ist, wird dies besonders deutlich.“ Freiheitspotentiale eröffnen Freiheitssubjekten konkrete Möglichkeiten, etwas zu tun, und sie erzeugen die legitime Erwartung, dass die Realisierung des Potentials in einem Freiheitsakt möglich ist. Ebenso wenig wie das Wünschen allein Freiheit ausmacht, ist ein Potential, das man nicht in einem Akt realisiert, Ausdruck der Freiheit.

Die These von Katia Henriette Backhaus ist, dass eine Freiheit, welche die ökologischen Grundlagen der Freiheit zerstört und der Freiheit als solcher entgegenwirkt, nicht nachhaltig ist. Mit den Freiheitsakten zieht die Normativität endgültig in das Begriffsgehäuse der nachhaltigen Freiheit ein. Durch den erweiterten Blick auf die Realisierung der Freiheit im Akt, lassen sich mögliche versteckte Hindernisse der Freiheit erkennen. Auf diese Art und Weise gewinnt die nachhaltige Freiheit eine zusätzliche normative Dimension. Quelle: „Nachhaltige Freiheit“ von Katia Henriette Backhaus

Von Hans Klumbies