Katzen brauchen keine Philosophie

John Gray erforscht nach seinem Weltbestseller „Straw Dogs“ nun in seinem neuen Buch „Katzen und der Sinn des Lebens“ die Natur der Katzen. Sie zeigen den Menschen, wie sie besser mit dem ständigen Wandel umgehen können. John Grays Werk mündet in zehn Ratschläge, die Katzen den Menschen geben würden: „Vergessen Sie die Suche nach dem Glück, und Sie können es finden“, lautet nur einer davon. Katzen tun selten etwas, was nicht einem Zweck dient oder unmittelbar Freude bereitet, denn sie sind eingefleischte Realisten. Konfrontiert mit menschlicher Torheit, gehen sie einfach ihrer Wege. Katzen brauchen keine Philosophie. Sie gehorchen ihrer Natur und sind zufrieden mit dem Leben, das diese ihnen schenkt. John Gray lehrte Philosophie unter anderem in Oxford und Yale. Zuletzt hatte er den Lehrstuhl für Europäische Ideengeschichte an der London School of Economics inne.

Katzen langweilen sich nie

Im zweiten Kapitel beschreibt John Gray, warum Katzen keine Mühe haben glücklich zu sein. Während Glück bei Menschen ein künstlicher Zustand ist, ist es bei Katzen die Verfassung, die ihrer Natur entspricht. Solange sie nicht in Umgebungen eingesperrt sind, die für sie unnatürlich sind, langweilen sich Katzen nie. Langeweile ist die Angst, mit sich selbst allein zu sein. Katzen sind glücklich, dass sie sie selbst sind, während Menschen versuchen, glücklich zu werden, indem sie sich selbst entfliehen.

Manche Menschen bezeichnen Katzen oft als amoralisch. Sie befolgen keine Gebote und haben keine Ideale. Sie lassen keine Anzeichen von Schuldgefühl oder Reue erkennen. Und Katzen strengen sich auch nicht an, besser zu sein, als sie sind. Viele Menschen werden in dem Glauben erzogen, moralisch sein in seiner höchsten Form sei gleichbeutend mit Altruismus. Das heißt, Selbstlosigkeit oder ein Leben für andere. Katzen dagegen lassen – außer wenn es um ihre Kätzchen geht – kaum Anzeichen dafür erkennen, dass sie mit anderen Lebewesen fühlen.

John Gray kennt „Zehn Katzentipps für ein gutes Leben“

Da sie eine Freiheit und Glückseligkeit verkörpern, welche die Menschen nie gekannt haben, sind Katzen Fremde in der menschlichen Welt. Sie leben ihrer Natur entsprechend. Da eine solche Lebensweise unter Menschen nicht zu finden ist, hielt man Katzen sogar für Dämonen oder Götter. Von Begleitern und Helfern im Haushalt wurden Katzen im alten Ägypten zu Glücksbringern und heiligen Tieren. Man trug Amulette mit Abbildungen von Katzen am Körper oder auf der Kleidung.

John Gray schreibt: „Wenn Katzen die Sinnsuche der Menschen verstehen könnten, sie würden schnurren, ergötzt von dieser Absurdität.“ Als die Katze zu leben, die sie nun einmal sind, ist für sie Sinn genug. Katzen haben kein Interesse daran, Menschen beizubringen, wie sie leben sollten, und wenn sie es hätten, würden sie keine Gebote erlassen. Und doch kann sich John Gray vorstellen, dass Katzen den Menschen Tipps für ein weniger ungeschicktes Leben geben könnten. Deshalb beendet er seinen philosophischen Ausflug ins Reich der Katzen mit „Zehn Katzentipps für ein gutes Leben“.

Katzen und der Sinn des Lebens
Philosophische Betrachtungen
John Gray
Verlag: Aufbau
Gebundene Ausgabe: 158 Seiten, Auflage: 2022
ISBN: 978-3-351-03923-3, 20,00 Euro

Von Hans Klumbies

1 Gedanke zu „Katzen brauchen keine Philosophie“

  1. Ein genialer Ansatz.
    Wir Menschen leben immer im Zwang, etwas verändern zu wollen. Auch Psychologen pochen darauf, sein Leben zu ändern in dem Ansatz, es würde sich dann verbessern. Was für ein „Bullshit“ …..
    Wir in der westlichen Welt haben ein gutes Leben – das reicht!

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