Die Avantgarde der deutschen Winzer stellt sich vor

In ihrem Buch „Die Avantgarde der deutschen Winzer“ präsentieren die Autoren Ulrich Steger und Kai Wagner 46 herausragende Winzerpersönlichkeiten aus Deutschland und ihre Philosophie vom „Slow Wine“. Diese Weinmacher bauen die Reben naturschonend an und passen sich dabei den natürlichen Gegebenheiten an. Sie legen Wert auf ein Höchstmaß an handwerklicher Produktion und betonen besonders die regionale und kulturelle Identität ihrer Weine. Allen diesen Winzern gemeinsam ist die Leidenschaft für ihren Beruf und ein Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft. Ulrich Steger und Kai Wagner sind fest davon überzeugt, dass jeder große Wein zuerst im Kopf des Winzers entsteht. Sein Können, seine Erfahrungen sowie seine Persönlichkeit prägen den Wein, bei dessen Verkostung man die Rebsorte, den Jahrgang und möglicherweise sogar die Beschaffenheit des Bodens herausschmecken kann.

Aufstrebende Nachwuchstalente bauen ihren Wein ökologisch an

Ulrich Steger und Kai Wagner erzählen in ihrem Buch Geschichten von Winzern und ihren Ideen und wie sie diese in ihren ganz persönlichen Weinstil umsetzen. Ihre Deutschlandreise führte das Autorenduo zu Erfolgswinzern, aber auch zu aufsteigenden Nachwuchstalenten, die sich dem ökologisch orientierten Weinbau verschrieben haben. Alle 46 Winzerinnen und Winzer haben Ulrich Steger und Kai Wagner persönlich besucht und mit Interviews geführt, die zwischen zwei und fünf Stunden dauerten.

Immer haben sie sich auch die Weinberge genau angeschaut und einen Rundgang durch den Betrieb unternommen. Die gewählte Zusammenführung der Winzerinnen und Winzer in sieben Gruppen hebt bestimmte Charakteristika besonders hervor: Die Bio-Pioniere, Die Mentoren der Bewegung, Mehr Slow als Öko, Auf dem Weg nach ganz oben, Die Unorthodoxen heute, Die Quereinsteiger und Über wenn sprechen wir in fünf Jahren? Die Winzer, die Ulrich Steger und Kai Wagner porträtiert haben, decken die komplette Wertschöpfungskette ab, von der eigenen Bewirtung des Weinbergs bis zur Vermarktung ihrer Weine.

Dr. Randolf Knauer ist Winzer und Professor für Ökologischen Weinbau

Zu den Bio-Pionieren zählen die Autoren beispielsweise das Weingut Thorsten Melsheimer, das biologischen Weinbau in der Steillage betreibt. Als „Bio“ und „Steilst Lage“ sind etwas fünf Prozent der Lagen an der Mosel klassifiziert, beim Weingut Melsheimer sind es 50 Prozent. Zu den Mentoren der Bewegung zählt das Weingut Dr. Randolf Kauer. Der Winzer bewirtschaftet ein knapp vier Hektar großes Landgut in Steil- und Steilstlagen am Mittelrhein nach ökologischen Gesichtspunkten. Außerdem arbeitet er als Professor für Ökologischen Weinbau an der renommierten Weinbauhochschule in Geisenheim.

Das Weingut Rainer Schnaitmann befindet sich auf dem Weg nach ganz oben. Er galt lange als Kronprinz der Württembergischen Weinszene und wurde im Gault-Millau 2007 als Aufsteiger des Jahres gefeiert. In Zukunft will sich Rainer Schnaitmann auf die Burgundersorten konzentrieren und mit den Trauben des Schwarzrieslings experimentieren. Im Kapitel „Über wen sprechen wir in fünf Jahren?“ haben die Autoren relativ junge Weingüter oder Winzer zusammengefasst. Eine große Zukunft verheißen Ulrich Steger und Kai Wagner dem Weingut Zum Eulenturm, dem Weingut Sohns, dem Weingut Schmidt am Bodensee, dem Weingut Philipps-Mühle sowie dem Weingut Knauß.

Die Avantgarde der deutschen Winzer
Slow Wine und seine Erzeuger im Porträt
Ulrich Steger / Kai Wagner
Verlag: Oekom
Gebundene Ausgabe: 248 Seiten, Auflage: 2013
ISBN: 978-3-86581-427-2,  24,95 Euro
Von Hans Klumbies