Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt

Um eine Zukunft mitzugestalten, in der man gerne leben möchte, sollte man auf die eine oder andere Weise selbst aktiv werden. Das können anfangs durchaus Kleinigkeiten sein. Daniel Goeudevert nennt Beispiele: „Plastik vermeiden, auf die Herkunft seines Essens achten, weniger wegwerfen und Produkte aus nachhaltiger, möglichst lokaler Produktion vorziehen. Daneben sollte man auf unnötige Wege mit dem Pkw verzichten und vieles andere mehr.“ Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt, so zaghaft er auch sein mag. Aber wohin wollen die Menschen? Das ist die entscheidende Frage. Natürlich wird jeder darauf eine eigene Antwort geben. Das ist aber kein Problem, solange die Ziele in die gleiche Richtung weisen. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

Niemand soll in Zukunft Hunger leiden

Und über diese Richtungen werden sich die meisten Menschen wohl schnell einigen können. Auch wenn es angesichts der aktuellen Orientierungslosigkeit gefährliche Fehlsteuerungen gibt. Denn es gibt gewissermaßen „Geisterfahrer“, die gegenläufig unterwegs sind, aber vorgeben, die allgemeinen Ziele zu teilen. Stattdessen wollen sie aber ins 19. Jahrhundert zurück, in eine Welt autoritärer Nationalstaaten. Die Mehrheit will, dass es „sauber“ zugeht, sowohl in ökologischer als auch in moralischer Hinsicht.

In der Zukunft soll es umweltverträglicher, gerechter, entspannter und solidarischer zugehen. Die Menschen wollen sich sicher fühlen, ihren Lebensunterhalt bestreiten können und möglichst wertgeschätzt werden. Niemand soll Hunger leider oder aus Armut sterben müssen. Niemand soll einen Menschen mit einer Waffe bedrohen und ihm sagen, was er zu tun und zu denken hat. Daneben wird in der sich digitalisierenden Ökonomie die Macht der Kunden und der Datenlieferanten stetig zunehmen.

Eine Neuausrichtung der Ökonomie ist notwendig

Daniel Goeudevert weiß: „Darauf werden sich vor allem die bislang marktbeherrschenden Konzerne einstellen müssen oder, wie dies Fredmund Malik in seinem „Brief an junge Ökonomen“ vorausgesagt hat, untergehen.“ Digitalisierung, Individualisierung, Urbanisierung und nicht zuletzt die Folgen der bereits jetzt entstandenen Umweltschäden machen eine Neuausrichtung des wirtschaftlichen Denkens und Handelns zwingend notwendig. Dabei handelt es sich um eine Art kopernikanische Wende, die keineswegs als Revolution daherkommt, sondern Schritt für Schritt erfolgt. Nämlich durch tätige Praxis, nicht durch theoretische Überlegungen.

Das ruft natürlich auch, worauf Daniel Goeudevert immer wieder hingewiesen hat, Beharrungskräfte auf den Plan. Deren Widerstand erweist sich nicht immer als erfolglos. Am Ende, da ist sich Daniel Goeudevert sicher, sind es folgende Attribute, welche die Lebensfähigkeit der Menschen gewährleisten und ihr Leben verbessern. Dazu zählen Kleinteiligkeit, Agilität, Lokalität, unhierarchische Strukturen, umweltschonende Aktivitäten und Maßnahmen, die am Gemeinwohl orientiert sind. Quelle: „Sackgasse“ von Daniel Goeudevert

Von Hans Klumbies