Beschimpfungen, Flüche und Schreie haben noch keine Partnerschaft gekittet. Und dem Wohlbefinden der Partner schaden sie nur. Das hat aber nichts damit zu tun, dass es nicht wichtig sein kann, sich in aller Klarheit auszusprechen – das hilft den meisten Menschen sehr wohl. Werner Bartens fügt hinzu: „Wenn sie ehrlich zueinander sind und es unbedingt aussprechen müssen, können sich viele Paare eingestehen, dass sie emotional nichts mehr aneinander bindet und sich genauso gut trennen könnten.“ Streit ist für viele Paare ein festes Ritual. Das muss nicht schlimm sein, denn es kommt sehr darauf an, wie sich die Paare im Konflikt verhalten und ob sie einander dennoch zeigen können, dass sie sich schätzen. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.
In einer guten Beziehung werden Reizthemen gemeinsam besprochen
Gemeinsam Reizthemen zu besprechen und offen zu sein für die Gedanken und Ideen des anderen trägt außerordentlich zu einer gelingenden Beziehung bei. Werner Bartens erläutert: „Die Partnerschaft wird als stabiler und befriedigender empfunden, wenn sich beide immer offen und liebevoll begegnen – und auch das Ausmaß der Intimität wird dadurch erhöht.“ Zudem steigt das Verständnis füreinander, und beide Partner bekommen das gute Gefühl, respektiert und so akzeptiert zu werden, wie sie sind.
Offenbar ist es ein menschliches Grundbedürfnis, sich auch dem anderen gegenüber zu öffnen, wenn man selbst in persönliche Gedanken und Gefühle eingeweiht wird. Das gilt nicht nur für den Liebespartner. Auch gegenüber Zimmergenossen und sogar Fremden geben Menschen mehr von sich preis, wenn die anderen sich gerade offenbart haben. Allerdings sind die Partner unterschiedlich offen – traditionell ist es die Frau, die ihrem Liebsten mitteilt, wenn sie etwas besorgt oder sie sich die Beziehung eigentlich ganz anders vorgestellt hat.
Paare sollten einen intensiven Austausch miteinander pflegen
Für Frauen ist gegenseitige Offenheit deutlich wichtiger. Werner Bartens erklärt: „Hatten Frauen das Gefühl, dass ihre Partner sich ähnlich öffneten wie sie selbst, ließen beide den anderen stärker an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Männer fühlen sich hingegen ihrer Partnerin näher, wenn sie ein bisschen mehr von sich preisgibt als er.“ Für Paare kann es hilfreich sein, zu wissen, dass viel Nähe durch gegenseitige Offenheit entsteht – aber dass es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.
Diese Unterschiede zeigen sich auch in anderer Hinsicht: In manchen Ehen schmeißt sie den Haushalt und erzieht die Kinder – trotz Mann – weitgehend allein, und beide sind zufrieden. Das Gelingen einer solchen Beziehung ist vor allem eine Frage der Absprache und des Verständnisses. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es jedoch nur dann wahrscheinlich, dass die Beziehung von beiden als glücklich empfunden wird, wenn sich beide als gleichberechtigt in der Partnerschaft verstehen. Entscheidend ist dabei, dass die Paare einen intensiven Austausch miteinander pflegen und immer wieder versuchen, Verständnis füreinander aufzubringen. Quelle: „Empathie“ von Werner Bartens
Von Hans Klumbies