Das Denken ist noch immer ein Rätsel

Wie jedermann weiß, hängen die Vorgänge im Bewusstsein eines Menschen davon ab, was mit seinem Körper geschieht. Thomas Nagel nennt Beispiele: „Stößt man sich an der Zehe, so tut das weh. Schließt man die Augen, so kann man nicht sehen, was sich vor einem befindet. Haut einem jemand eins über den Kopf, so wird man ohnmächtig.“ Solche Belege zeigen, dass jeder Vorgang im Geist oder im Bewusstsein von einem entsprechenden Vorgang abhängen muss. Die Forschung weiß zwar noch immer nicht, was im Gehirn vor sich geht, wenn ein Mensch denkt. Sie ist sich jedoch ziemlich sicher, dass dort etwas geschieht. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

Das Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen

Und zwar etwas, dass mit chemischen und elektrischen Ereignissen in den Milliarden von Nervenzellen zu tun hat. Denn aus diesen besteht das menschliche Gehirn. In einigen Fällen wissen die Forscher, auf welche Weise das Gehirn das Bewusstsein beeinflusst, und das Bewusstsein das Gehirn. Thomas Nagel stellt fest: „Wir wissen beispielsweise, dass die Reizung bestimmter in der Gegend des Hinterkopfes befindlicher Hirnzellen visuelle Empfindungen erzeugt.“

Viele Einzelheiten sind immer noch unbekannt. Es ist jedoch inzwischen klar, dass zwischen den Vorgängen im menschlichen Bewusstsein und den physikalischen Prozessen im Gehirn komplexe Beziehungen bestehen. So weit gehört all dies zur Naturwissenschaft und nicht zur Philosophie. Es gibt jedoch auch eine philosophische Frage zwischen dem Geist und dem Gehirn. Und diese lautet: „Ist unser Geist etwas, das zwar mit unserem Gehirn in Verbindung steht, aber doch von ihm verschieden ist. Oder ist er unser Gehirn?“

Die Seele ist an den menschlichen Körper gebunden

Thomas Nagel erläutert: „Unsere Erlebnisse sind im Innern unseres Geistes in einem anderen Sinn von innen als jenem, in dem unser Gehirn sich im Innern unseres Kopfes befindet.“ Ein anderen kann einen Schädel öffnen und sich sein Innenleben ansehen. Er kann jedoch nicht den Geist eines Menschen öffnen und in ihn hineinblicken. Zumindest nicht auf die gleiche Weise. Für Thomas Nagel sieht es so aus, als könnten Erlebnisse und andere psychische Zustände nicht einfach bloß physikalische Zustände des Gehirns sein.

Thomas Nagel vermutet: „Wir müssen demnach mehr sein als bloß ein Körper mit seinem brausenden Nervensystem.“ Eine mögliche Schlussfolgerung lautet, dass es eine Seele geben muss. Diese ist so an den menschlichen Körper gebunden, dass beide aufeinander einwirken können. Trifft dies zu, so bestehen die Menschen aus zwei verschiedenartigen Dingen. Nämlich aus einem komplexen physischen Organismus und einer rein mentalen Seele. Diese Auffassung bezeichnet man aus offensichtlichen Gründen als „Dualismus“. Quelle: „Was bedeutet das alles?“ von Thomas Nagel

Von Hans Klumbies