Wer zu viel erwartet, was künftig sein soll, der übersieht, was an Gutem schon da ist. Er macht sich permanent unglücklich, weil er die Gegenwart als unzureichend erlebt. Oder anders gesagt: „Anspruch ist Ablehnung“. Für Reinhard K. Sprenger ist es Selbstbetrug, sein Leben in das aufzuteilen, was ist, und das, was sein sollte. Für ein glückliches Leben ist es sehr praktisch, zu sehen, dass es für das Erleben streng genommen nur den Schwebepunkt der Gegenwart gibt. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Der Augenblick stellt den einzigen Berührungspunkt mit der Wirklichkeit dar, ja er ist die gesamte Wirklichkeit. Die Vergangenheit ist vergangen, und Zukunft wird es im bewussten Erleben des Einzelnen nie geben.“ Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.
Die Gegenwart zu erleben ist eine der schwersten Übungen
Die Zukunft wird, wenn sie erlebt wird, immer Gegenwart sein. Wer aber nie gelernt hat, seine Energie im Hier und Jetzt zu konzentrieren, wird auch diese späte Gegenwart nicht wirklich bewusst erleben. Ein altgriechischer Lehrsatz lautet: „Das Leben des Toren ist undankbar und angsterfüllt; es entrinnt zur Gänze in die Zukunft.“ Es ist eine der schwersten Übungen: die Gegenwart zu erleben. Viele Menschen laufen beständig von ihr fort, rennen ihr nach, träumen sich in rosige Zeiten, verfehlen das Jetzt, tanzen immer daran vorbei, erwischen es fast nie am Schopf.
Jeder Mensch hat zu jedem Zeitpunkt seines Lebens die Chance, Entscheidungen zu treffen und andere aus sich entstehen zu lassen. Allein dieser Gedanke gibt ihm die Kraft, mit wichtigen Veränderungen zu beginnen. Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer der, der er schon ist. Veränderungen sind jederzeit möglich. Dieses Leben ist das einzige, was man hat. Der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ wird oft nachgeplappert, aber selten gelebt. Und er scheint Reinhard K. Sprenger eher von Frauen befolgt zu werden.
Vergangenheit und Zukunft können nichts zum Glücklichsein beitragen
Abweichungen, Spontanes, Umwege, kurz: situationsbuntes Handeln fällt Frauen offenbar leichter. Dadurch entwickeln sie sich ständig weiter. Sie werden ein einem ganzheitlichen Sinne dadurch noch leistungsfähiger, als sie ohnehin schon sind. Umwege erhöhen die Ortskenntnisse. Der Glückliche blickt nicht in die Zukunft, sondern ist in der Gegenwart voller Energie. Engagement denkt nicht an morgen. Es ist viel praktischer, das Hier und Jetzt als die einzige Zeit zu begreifen, die man hat. Denn niemand weiß, ob er den nächsten Morgen noch erleben wird.
Viele Menschen aber legen ihr Leben wie einen Versicherungsvertrag an: Heute gebe ich etwas, dann bekomme ich später etwas. Sie erkennen nicht, dass es im Leben um das Tun geht, das in der Gegenwart Freude bereitet und ein geglücktes Leben darstellt. Vergangenheit und Zukunft können zum Glücklichsein nichts beitragen. Ein amerikanisches Sprichwort lautet: „Leben ist das, was dir passiert, während du andere Pläne schmiedest.“ Der wahre Reisende aber hat kein Ziel, nur eine Richtung. Er geht nicht irgendwohin, sondern entdeckt ständig, dass er anderswo ist. Quelle: „Die Entscheidung liegt bei dir!“ von Reinhard K. Sprenger
Von Hans Klumbies