Der Mensch versucht seine Ursprünge zu ergründen

Was ist der Mensch? Was macht ihn aus? Woher kommt er? Was unterscheidet ihn vom Tier? Wie geht es weiter mit ihm? Der Mensch als einziges Wesen unter den Tieren versucht seit Langem, seine eigenen Ursprünge zu ergründen. Matthias Glaubrecht stellt fest: „Bereits das macht uns zu etwas Besonderen in der Evolution. Religion und Philosophie geben ihre je eigenen Antworten nach unserm Wesen und Werden.“ Die Menschen stellen sich diese eingangs formulierten Fragen, weil sie verstehen wollen, welchen Platz sie in der Natur einnehmen und in welchem Verhältnis sie zu anderen Lebewesen stehen. Wenn die Menschen wissen, woher sie kommen, verstehen sie besser, welche Rolle Natur und Umwelt für sie wirklich spielen und welche Rolle ihnen darin zukommt. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

Immanuel Kant stellte drei entscheidende Fragen

Die Menschen müssen den Fragen nach ihrer Herkunft auch deshalb nachgehen, weil sich nach wie vor Mythen und Missverständnisse um die Menschheitsgeschichte ranken. Sie seien die Krone der Schöpfung, war über lange Zeit die explizite Überzeugung vieler. Und viele glauben es noch immer. Matthias Glaubrecht erklärt: „Keine Frage, dass wir etwas Besonderes sind; ein ganz spezielles Tier, wenn es sein muss.“ Doch gleichzeitig sind die Menschen weiterhin als Tier auch mehr von dieser Welt, als vielen klar ist.

Diese glauben, den Menschen aus den Prozessen der natürlichen Evolution ausklammern zu können. Diese Exklusivität und Fokussierung des Menschen auf sich selbst dauert unvermindert an. Die Frage, was der Mensch ist, gehört spätestens seit den Zeiten des Königsberger Philosophen Immanuel Kant zu den grundlegenden Rätseln seiner Profession. Solchen Rätseln also, denen sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen. Immanuel Kant fragte überdies: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?“

Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung

Ganze Heerscharen von Philosophen haben sich zuvor und seitdem diesen Fragen gewidmet. Und sie haben es dadurch im Grunde nur noch schlimmer gemacht. Sie haben die „Conditio humana“, die Bedingung des Menschseins und die Besonderheiten der Natur des Menschen untersucht. Dabei haben sie stets die exzentrische Positionalität und mithin Marginalität des Menschen betont. Ja, sie haben jene Randexistenz und Endständigkeit des Homo sapiens in der Lebenswelt dieses Planeten gleichsam vorausgesetzt.

Im stolzen Glauben, Gottes wenngleich fehlerhaftes Ebenbild zu sein, erscheint die Erkenntnis dass der Mensch mit den Affen gemeinsame Vorfahren teilt, weiterhin als Schmach. Diese degradiert ihn und lässt ihn lächerlich werden. Viele mögen immer noch nicht wahrhaben, dass der Mensch keineswegs jene vermeintliche Krone der Schöpfung ist. Matthias Glaubrecht weiß: „Bis heute tut sich der angeblich weise Mensch schwer mit dem Bild von Homo sapiens als einem zugegeben arrivierten Affen mit einmaliger Hochbegabung.“ Quelle: „Das Ende der Evolution“ von Matthias Glaubrecht

Von Hans Klumbies