Der Klimawandel betrifft alle

Freiheit ist nicht der einzige politische Wert, den man im Zusammenhang mit der ökologischen Krise und der Nachhaltigkeit diskutiert. Verschiedenste Politiker betonen immer wieder, dass Klimaschutz nicht zulasten der sozialen Gerechtigkeit gehen darf. Das zeigt sich nicht nur an der Debatte um die Zukunft von Beschäftigten und um die Benzinpreise. Sondern auch an den Diskussionen um Steuererhöhungen für bestimmte Güter oder Dienstleistungen. Katia Henriette Backhaus fügt hinzu: „Viel Aufmerksamkeit bekommt inzwischen auch die Forderung nach Gerechtigkeit zwischen den Generationen.“ So hat vor allem die „Fridays for future“-Bewegung weltweit zahlreichen Anhänger gewonnen. Die Jugendlichen argumentieren, dass ihr Leben deutlich stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein wird als das der Älteren. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

Die Gerechtigkeit gilt als übergeordneter Wert

Zahlreiche Erwachsene haben sich inzwischen den Forderungen der Jugendlichen angeschlossen. Nichtsdestotrotz gibt es für Katia Henriette Backhaus zwei Gründe, die Freiheit in den Fokus zu rücken. Erstens macht das traditionell spannungsreiche Verhältnis zwischen Freiheit und Natur dieses Paar zu einem interessanten Gegenstand. Die ökologische Krise lässt sich in diesem Fall dann aus der Perspektive der politischen Theorie und Philosophie diskutieren.

Zweitens hat sich die akademische Debatte bislang deutlich stärker auf Gerechtigkeit in Verbindung mit der ökologischen Krise konzentriert. Dieses Verhältnis ist weniger spannungsreich, bietet aber eine Antwort, wenn es um die Abwägung von Freiheit und Nachhaltigkeit geht. Gerecht ist, was den zukünftig lebenden Menschen jene Möglichkeit erhält, welche die gegenwärtig lebenden haben. Dieser Gedanke nimmt dem Konflikt zwischen Freiheit und Nachhaltigkeit seine Schärfe. Denn er setzt die Gerechtigkeit als übergeordneten Wert.

Katia Henriette Backhaus will eine nachhaltige Freiheit

Katia Henriette Backhaus hingegen ist der Auffassung, dass die politische Freiheit die entscheidende Handlungsoption ist, die Menschen heute wie in Zukunft haben sollten. Aus diesem Grund ist nicht die Gerechtigkeit, sondern die Freiheit für ihre Überlegungen zentral. Katia Henriette Backhaus setzt voraus, dass Freiheit ein vielgestaltiges und dynamisches Konzept ist. Ihr geht es auch darum, die Frage nach der Zukunft der politischen Freiheit zu stellen und nicht die nach ihrer Vergangenheit.

Heute gehen 95 Prozent der Wissenschaftler davon aus, dass menschliches Handeln die ökologische Krise in ihrer aktuellen Form verursacht hat. Es gibt Menschen, die stehen den gegenwärtigen Verhaltensnormen und der Interpretation von Freiheit kritisch gegenüber. Diese Kritik möchte Katia Henriette Backhaus konstruktiv im Entwurf einer „anderen“ Freiheit entfalten. Der nachhaltigen Freiheit liegt ein normativ gehaltvolles Verhältnis zwischen Mensch und Natur zugrunde. Dieses soll als Mindeststandard der Nachhaltigkeit eine konkrete Wirkung entfalten. Quelle: „Nachhaltige Freiheit“ von Katia Henriette Backhaus

Von Hans Klumbies