Freiheit und Nachhaltigkeit gehören zusammen

Über Freiheit nachzudenken erfordert, die Herausforderungen der Gegenwart mitzubedenken, unter denen die ökologische Krise weit oben steht. Aus dieser Überlegung heraus ist das Vorhaben von Katia Henriette Backhaus entstanden, das Konzept nachhaltiger Freiheit zu entwerfen. Dabei geht es ihr bewusst nicht darum, nach einer neutralen Position zu streben. Eine solche Konzeption muss plausibel darlegen, dass sie die Relation von Freiheit und Nachhaltigkeit in beide Richtungen stärken kann. Katia Henriette Backhaus erklärt: „Sie erhält die politische Freiheit der Menschen auf der Erde nachhaltig, also auf Dauer. Und sie respektiert und gewährleistet den Erhalt der natürlichen Bedingung der Möglichkeit der politischen Freiheit.“ Das bedeutet: Die nachhaltige Freiheit darf die Bedingungen der Möglichkeit der Freiheit nicht ignorieren. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

Die nachhaltige Freiheit besteht aus drei Elementen

Ein Element der nachhaltigen Freiheit sind die Bedingungen der Möglichkeit der Freiheit. Ein weiteres Element sind die Freiheitspotentiale. Sie verweisen auf die Potentialität der Freiheit und das Potential freier Menschen. Die Potentiale als ein Element zu setzen, bedeutet zudem, ein Bewusstsein für Unfreiheit vor dem Moment der tatsächlichen, offensichtlichen Beschränkung wahrnehmen zu können. Strukturelle Freiheitshindernisse etwa zeigen sich auf der Ebene der Potentiale.

Als drittes Element der nachhaltigen Freiheit sollen die Freiheitsakte als Schritt zur Realisierung der Freiheit gelten. Katia Henriette Backhaus erläutert: „Im Akt wird Freiheit umgesetzt und angewendet. Erst im Prozess der Realisierung offenbart sich auch das verborgenste Hindernis.“ Und erst das Resultat, nicht schon die reine Möglichkeit, der Freiheit steht der normativen Wertung offen, kann man als Konsequenz gut oder schlecht heißen. Diese drei Elemente hängen notwendig miteinander zusammen.

Die Zeit ist die formale Bedingung aller Erscheinungen

Die Elemente wirken im Prozess der Realisierung oder auch Aktualisierung der nachhaltigen Freiheit wechselseitig aufeinander ein. Die Bedingungen der Möglichkeit von Freiheit sind das Fundament der nachhaltigen Freiheit. Das Konzept der Bedingungen der Möglichkeit ist aus der kantschen Untersuchung der Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis bekannt. Immanuel Kant beschreibt anhand von Raum und Zeit den apriorischen, also den vor aller sinnlichen Erfahrung liegenden, Rahmen der Erkenntnismöglichkeiten überhaupt.

Nur das, was innerhalb dieser Bedingungen geschieht oder existiert, ist für Menschen wahrnehmbar. Und nur das können sie erkennen. Katia Henriette Backhaus ergänzt: „Die Möglichkeit von Erkenntnis und Anschauung existiert außerhalb dieser Bedingungen nicht. Auch die Zeit ist ein solches Prinzip der Erkenntnis vor aller sinnlichen Erfahrung.“ Die Zeit ist für Immanuel Kant die formale Bedingung a priori aller Erscheinungen überhaupt. Denn alle Gegenstände der Sinne sind in der Zeit und stehen notwendigerweise in Verhältnissen der Zeit. Quelle: „Nachhaltige Freiheit“ von Katia Henriette Backhaus

Von Hans Klumbies