„Jugend“ war in der Zeit nach 1968 geradezu zum Maß und Ziel aller Dinge geworden. Sie wurde verehrt, vergöttert und glorifiziert. Dies geschah zu Lasten einer Erwachsenengeneration, die ihre Jugend zwischen Stalingrad und Nachkriegszeit verloren hatte. Ihre Kinder wurden hingegen der Werbung liebste Kinder. Während die Älteren Gefahr liefen, zu Nachtwächtern der Leistungsgesellschaft und zum Leitartikelthema der Adventszeit zu werden. Horst Opaschowski weiß: „Inzwischen kehrt sich das Verhältnis um. Ein halbes Jahrhundert später wird die Jungend zur Minderheit, die Alten zum Machtfaktor. Die Deutschen leben länger und altern gesünder. Jeder zweite Bundesbürger braucht im Alter keine Pflege.“ Horst Opaschowski gründete 2014 mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung. Bis 2006 lehrte er als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Ab 2007 leitete er die Stiftung für Zukunftsfragen.
Die Babyboomer waren eine klassische Leistungsgeneration
Für die meisten sogenannten Babyboomer ist Aktivität ihr Lebenselixier, Nichtstun dagegen ein Fremdwort. Sie wuchsen in dem Gefühl auf, „viele zu sein“. Jeder Einzelne musste sich in diesem geburtenstarken Jahrgang gegen viele Wettbewerber durchsetzen. Nur mit Leistung, Fleiß und Ehrgeiz konnten sie sich profilieren. Die in den 50er- und 60er-Jahren Geborenen bilden die letzte klassische Leistungsgeneration. Und was folgt danach? Auch den ersten Blick ist die Unsicherheit groß.
Die Sprünge von einer Generation zur nächsten werden immer kürzer und kurzlebiger. Die Gefahr ist daher groß, dass schnell Merkmale einer „neuen Generation“ konstruiert werden, die auf den zweiten Blick weder neu noch außergewöhnlich sind. Sondern sie waren schon immer jugendspezifisch. Nach der Logik des Alphabets folgte auf die „Generation X“ die „Generation Y“. Kommt danach die „Generation Z“? Zunächst sind laut Horst Opaschowski bei einem kritischen Vergleich von X und Y mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede feststellbar.
Die Generationen X und Y leben rast- und ruhelos
Horst Opaschowski stellt fest: „Beide suchten Spaß im Leben und in der Arbeit, wollten möglichst alles sofort haben. Sie mixten sich ihre Wertecocktails selbst und meldeten ihr Recht auf Glück an.“ Die Generationen X und Y lebten auch in einer Welt der rastlosen Beschleunigung. Nur was ist daran neu? Schon Johann Wolfang von Goethe beschrieb den zu seiner Zeit herrschenden Zeitgeist so: „Alles ist jetzt ultra: Reichtum und Schnelligkeit ist das, was die Welt bewundert und wonach jeder strebt.“
So gesehen beschrieben die Lebensweisen der Generationen X und Y junge Menschen in einer schnelllebigen Zeit. Sie erfanden und inszenierten sich immer wieder neu, rast- und ruhelos. Und zugleich waren sie auf der Suche nach Sinn und Halt. Es bleiben für Horst Opaschowski als qualitative Unterscheidungsmerkmale festzuhalten: „Für die Generation X war das Lebensgefühl >Beliebigkeit ist wichtiger als Beständigkeit< charakteristisch. Und für die Generation Y galt das Lebensprinzip >Glück ist wichtiger als Geld<.“ Quelle: „Wissen, was wird“ von Horst Opaschowski
Von Hans Klumbies