Der Geist muss immer wachsam sein

Buddha sagt, dass Wachsamkeit oder Wachheit des Geistes mit deren Anwendung auf Gedanken und Worte beginnen müsse. Wenn man einen gesundheitsschädlichen, krankhaften Gedanken bemerkt, kann man vermeiden, dass er sich weiterentwickelt, indem man wachsam ist. Frédéric Lenoir weiß: „Gedanken haben nicht nur einen beträchtlichen Einfluss auf uns selbst, sondern auch auf andere. Ein böser Gedanke kann ein wahres Gift sein, das unseren Geist und unser Herz verdunkelt.“ Er kann sich auch, wenn der eigene Geist entsprechend negative Energie erzeugt, auf andere auswirken. Was man in bestimmten Kulturen den „bösen Blick“ nennt, ist kein Aberglaube. Die Tatsache, dass man gegenüber jemandem negative Gedanken hat, kann einen realen negativen Einfluss auf diese Person haben. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

Es gibt vier Tugenden im Bezug auf Worte

Das Gegenteil ist aber auch wahr: Positive Gedanken können eine wohltuende Wirkung auf das eigene Selbst und auf andere haben. Auch die eigenen Worte haben einen beträchtlichen Einfluss auf die Beziehungen zu anderen. Die tibetische buddhistische Tradition beschreibt vier Tugenden in Bezug auf Worte. Dazu zählen nicht lügen, keine verletzenden Worte, keine Worte der Zwietracht und keine belanglosen Worte sagen. Zu Recht sagt der Volksmund, man solle „jedes Wort auf die Goldwaage legen“, bevor man zu sprechen beginne.

Ist es sinnvoll, ein Achtsamkeitsritual auch abends vor dem Einschlafen zu praktizieren? So förderlich, wie es ist, am Morgen einen Plan für den Tag zu machen, so nützlich kann es sein, am Ende des Tages vor dem Schlafengehen Bilanz zu ziehen. Das nannten die Autoren der Antike „Gewissensprüfung“. Sie kann einige Minuten dauern, in denen man versucht, den Tag in geistiger Hinsicht zu rekapitulieren: Was habe ich Gutes oder Schlechtes getan? Habe ich möglicherweise jemanden verletzt? War ich wirklich aufmerksam?

Der Geist und der Körper sind eng miteinander verbunden

Ganz persönlich findet Frédéric Lenoir Trost, wenn er welchen benötigt, eher in Gedichten oder der Musik als in der Philosophie. Sein Herz und seine Sinne müssen genauso gesund ernährt werden wie sein Geist. Frédéric Lenoir stellt fest: „Wie schade ist es, Leute zu sehen, die ihren Körper trainieren, ohne ihrem Geist auch nur das geringste Interesse beizumessen! Oder brillante Intellektuelle, deren Herz verschlossen oder deren Körper ewig verkrampft ist!“ Denn im Leben funktioniert der Mensch nur als Ganzes.

Der Geist, das Herz, der Körper sind immer, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht, eng miteinander verbunden. Die Gedanken sowie die Gefühle haben einen beträchtlichen Einfluss auf den eigenen Körper. Und umgekehrt beeinflusst die Gesundheit stark die persönlichen Gefühle und Ideen. Alles ist miteinander verbunden. Und wenn die Weisheit nur auf den Geist wirken würde, dann wäre das eine ziemlich armselige und traurig rationale Weisheit. Quelle: „Weisheit“ von Frédéric Lenoir

Von Hans Klumbies