Die Renaissance hat ihren Ursprung in Italien

Die Renaissance war eine neuartige kulturelle Erscheinung, die zahlreiche bis in die Gegenwart nachwirkende künstlerische und wissenschaftliche Impulse hervorbrachte. Die Zeitgenossen bezeichneten sie als „rinascita“, mit einem italienischen Begriff, den die französische und deutsche Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert den inzwischen geläufigeren der „Renaissance“ ersetzten. Beide Begriffe bedeuten „Wiedergeburt“. Die Antike sollte der Renaissance als Vorbild dienen. Die Renaissance hat ihre Ursprünge in Italien, also in einem Land, indem zahlreiche Überreste der römischen Antike vorhanden waren und die Erinnerung an diese gespeist hatten. Die Anfänge der Renaissance werden von der neueren Forschung überwiegend in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermutet. Nach 1250, dem Todesjahr Kaiser Friedrich II. beziehungsweise nach dem Ende der Stauferzeit mit dem Jahr 1254 entstand in Italien ein politisches Machtvakuum.

Die Renaissance in Deutschland entstand um das Jahr 1400

In den italienischen Städten entwickelte sich eine neue Oberschicht, die eine ihrer Lebensart entsprechende Kultur entfalten konnte, vor allem in Oberitalien und der Toskana mit ihren kulturellen Zentrum Florenz. In Deutschland gab es die frühesten Anzeichen für die Entstehung einer Renaissance, die von humanistischen Gedanken geprägt war, allerdings erst anderthalb Jahrhundert später, in der Zeit um 1400. Und Ansätze einer wirklichen humanistischen Bewegung gab es kaum vor der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

In der nordeuropäischen Welt des Spätmittelalters mit ihrem Reichtum kulturellen Lebens keimte die Renaissance mit ihrem Humanismus nicht ohne menschliches Zutun, denn er wurde hierher durch die kraftvolle Vermittlungstätigkeit italienischer und nordeuropäischer Humanisten überpflanzt. Seit einigen Jahrzehnten ist es üblich, als frühestes Zeugnis der Literatur der Renaissance in Deutschland das Streitgespräch mit dem Titel „Der Ackermann aus Böhmen“ anzusetzen – in der Tat wäre dies ein fulminanter Auftakt.

Johann von Tepl verwendet Prosa für sein Werk

Das Werk stellt zwar ein isoliertes, in seiner Zeit einzigartiges Experiment dar, zugleich aber schon eine Leistung ersten Ranges, ein Stück avantgardistischen Künstlertums, das in Grundzügen seiner Zeit ein Jahrhundert vorauseilte. Der Autor dieses Gesprächs in Prosa, das im Jahre 1400 oder 1401 entstand und erstmals um 1460 in Bamberg gedruckt wurde, ist Johann von Tepl, der etwa von 1350 bis 1415 lebte. Er wird dem Umkreis des sogenannten „Prager Kanzleihumanismus“ zugerechnet. Vor Beruf war er Stadtschreiber, zuletzt in Prag.

In seinem Dialog verwendet er als die zwei Hauptgesprächspartner den Ackermann – er ist eigentlich der Schriftsteller und vielleicht dichterischer Wiedergänger des Autors – und den Tod. Als übergeordnete Instanz in dem Streitfall führt Johann von Tepl zudem den göttlichen Richter ein. Bedeutungsvoll ist allein schon die Verwendung von Prosa: Die neue, neuzeitliche Ausdrucksweise, der bald die Priorität zufallen wird, kündigt sich an. Herkömmlich und für die mittelalterliche Dichtung verbindlich waren Vers und Reim. Quelle: „Deutsche Literaturgeschichte“ aus dem Verlag J. B. Metzler

Von Hans Klumbies