Cicero strebt im Staat eine gerechte Herrschaft an

Cicero definiert die Begriffe Staat und Volk wie folgt: „Staat, das ist die Sache des Volkes; Volk aber, das ist nicht ein jeder irgendwie zusammen gewürfelte Haufen von Menschen, sondern eine Versammlung einer Menge, die sich in der Anerkennung des Rechts und in der Gemeinsamkeit des Nutzens zusammengefunden hat“. Politik ist nach Ciceros Auffassung der Ausgleich zwischen egoistischem Denken an den eigenen Vorteil und dem Recht, das die Gleichheit des Gesetzes garantiert. In der Römischen Republik gab es eine Verfassung, die sich aus Elementen der Monarchie (Konsuln), der Aristokratie (Senat) und der Demokratie (Volk) zusammensetzte.

Die Verfassung der Römischen Republik

Cicero ordnete jedem der drei Elemente ein Prinzip zu, das diese definiert und ihre politische Bedeutung charakterisiert. Die Monarchie ist nach Cicero durch die absolute Befehlsgewalt, im Falle Roms der Konsuln, gekennzeichnet. Zur Aristokratie gehört die Fähigkeit der Beratung, während bei der Demokratie die Freiheit des Einzelnen dominiert.

In der Römischen Republik sind Konsuln, Senat und Volk in der Ausübung der Macht voneinander abhängig, das heißt, sie teilen sie, hemmen sie und kontrollieren sich gegenseitig. Alle drei zusammen garantieren nach Cicero erst das Funktionieren eines Staatswesens.

Der Kreislauf der Verfassungen

Cicero ist der Ansicht, dass der ideale Staat eine Mischverfassung haben sollte. Den größten Vorteil dieser Staatsform sieht der Philosoph in der Gleichheit und Ausgewogenheit der Herrschaft, wodurch eine Entartung der bestehenden Verfassung fast unmöglich sei. Durch die wechselseitige Hemmung und Kontrolle der Macht werde das Staatswesen stabil bleiben und nicht in die Tyrannei abgleiten.

Der Kreislauf der Verfassungen geht nach Cicero wie folgt vor sich: Zuerst gab es eine ideale Königsherrschaft, aus der die normale Monarchie entstand. Aus dieser entwickelte sich durch Entartung die Tyrannei. Wenige Gute erheben sich gegen diesen Zustand der Unterdrückung und bilden eine Oligarchie, die gute Herrschaft des Volkes. Doch diese hat nicht lange Bestand und degeneriert zur Herrschaft des Mobs. Diese wird wiederum von einer neuen Monarchie abgelöst und der Kreislauf beginnt von vorn.

Ein Herrscher muss zum Wohl des Volkes regieren

Der Staatslenker soll nach Cicero ein Meister der Rede und der politischen Analyse im Senat, in der Volksversammlung und in den öffentlichen Prozessen sein. Er solle sich durch seine Fähigkeiten aus dem Volk herausheben und den Staat durch seine Einsicht und seine Tugend lenken. Der erste Mann im Staat solle die Gesetzgebung, die ausführende Gewalt und die richterliche Gewalt koordinieren.

Er müsse immer darauf bedacht sein, so zu regieren, dass das Volk den größten Nutzen davon habe. Der Philosoph ist der Ansicht, dass die Herrschaft bestens mit der Gerechtigkeit vereinbar sei. Das Ziel Ciceros ist eine gerechte Herrschaft, in der der Herrscher das Wohl und den Nutzen seines Volkes und nicht seine eigenen Interessen und Ziele verfolgt.

Von Hans Klumbies