Arnold Esch reist an die Ränder der Welt

Arnold Esch folgt in seinem neuen Buch „Von Rom bis an die Ränder der Welt“ den faszinierenden Spuren von Pilger, Kaufleuten und Gelehrten quer durch Europa bis nach Jerusalem. Dabei bewegt er sich vom 20. Jahrhundert ausgehend bis weit in die Antike zurück. Er führt seine Leser an die Küsten Afrikas und in die Weiten der Mongolei. Auf 20 Erkundungen vermittelt Arnold Esch die Geschichte vergangener Welten, die durch gänzlich verschiedene historische Landschaften führen. Die einzelnen Länder, die er dabei betritt, erforscht er anhand historischer Quellen. Diese sind von der unterschiedlichsten Art. Es können Schriftzeugnisse oder Objekte sein. Denn alles, was der Autor berührt, kann zur historischen Quelle werden. Arnold Esch ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und war bis zu seiner Emeritierung Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom.

Von Burgund gingen vielen Impulse auf Europa aus

Über sein Buch sagt Arnold Esch folgendes: „Die Verbindung von räumlicher Anschauung und historischer Reflexion, geschaute, nicht gewusste Geschichte, das ist der gemeinsame Nenner dieser Beiträge.“ Das erste Kapitel ist der „Historischen Landschaft“ gewidmet und beginnt mit der Beschreibung des Burgunds. Diese Landschaft definiert sich mehr über ihr Zentrum als über ihre Grenzen. Aus diesem Raum, in prekärer Mittellage zwischen romanischer und germanischer Welt, ist eine Fülle von Impulsen auf die europäische Geschichte ausgegangen.

Der zweite Abschnitt handelt von römischen Straßen in ihrer Landschaft. Eine römische Straße weit vorgeschoben in die germanischen Wälder lässt andere historische Einsichten erwarten als eine Konsularstraße in der Nähe Roms in Mittelitalien. Auf der rückwärtigen Straße des rätischen Limes wurden beispielsweise nicht nur militärische Einheiten zwischen den Limeskastellen verschoben. Von ihr aus führten auch Handelswege in die außerrömische Welt, ins „Barbaricum“.

August Ludwig Schlözer lehrte die Praxis des Reisens

Kapitel drei erzählt von Reisenden, wie zum Beispiel von Pilgern oder Kriegsknechten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Einer, der die Praxis des Reisens beherrschte, war der Göttinger Professor August Ludwig Schlözer (1735 – 1809). In einer seiner Vorlesungen vermittelte er seinen Studenten, dass es diesmal um das Reisen selbst gehe und nicht, wie bisher üblich, um das Aufspüren von Sehenswürdigkeiten in großen Städten. Er berichtete beispielsweise davon, wie man in Italien und Frankreich Trinkgeld gebe, wo man feilschen dürfe und wo besser nicht und was beim Packen der Koffer zu beachten ist.

Das Abschlusskapitel führt Arnold Esch an die Ränder des Römischen Reiches. Er analysiert seltene Inschriften nahe der Steppe und der Wüste. Er macht die Erfahrung von Distanz und Ferne in nichtliterarischen Briefen des Mittelalters. Der Autor begibt sich in endlose Weiten, indem er vom Schwarzen Meer in das Innere Asiens vordringt. Ganz am Ende seines Buchs schildert Arnold Esch Beobachtungen von einer Fahrt durch Sibirien. Dabei zeichnet er ein Stimmungsbild aus den Quellen der sibirischen Regionalpresse kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Von Rom bis an die Ränder der Welt
Geschichten in ihrer Landschaft
Arnold Esch
Verlag: C. H. Beck
Gebundene Ausgabe: 398 Seiten, Auflage: 2020
ISBN: 978-3-406-75854-4, 29,95 Euro

Von Hans Klumbies