Träume sind kostbar für das Verstehen der eigenen Person

Die Menschen könnten ihre Selbsterfahrung erheblich bereichern, wenn sie ihre Träume als das nähmen, was sie sind, nämlich wertvolle Ergänzungen des Unbewussten zu dem, was dem Bewusstsein verborgen geblieben ist. Uwe Böschemeyer erläutert: „Sie erinnern an vergangenes, sinnvolles Leben. Sie erinnern an vergangenes, aber unerledigtes Leben, an nicht überwundene Verletzungen ebenso wie an nicht ergriffene Möglichkeiten. Sie erhellen nicht nur Vergangenes, sondern werfen auch Lichter auf Kommendes.“ Die Träume zeigen auch die inneren Widerstände, die die Entwicklung eines sinnvollen Lebens stören. Ebenso zeigen sie die Möglichkeiten des Geistes, die noch nicht bewusst geworden sind. Uwe Böschemeyer zählt dazu zum Beispiel die Freiheit, die Kreativität, die Hoffnung und die Religiosität. Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

Träume sind die Brücke zwischen Unbewusstem und Bewussten

Die Träume vermitteln nicht nur persönliche, sondern auch allgemein-menschlich wichtige Einsichten und Erfahrungen der Menschheit, in denen jeder einzelne in der Tiefe seiner Seele Anteil hat. Sie sind nicht nur die Brücke zwischen dem Unbewusstem und dem Bewussten, sondern auch zwischen der Immanenz und der Transzendenz. Die Betroffenen müssen nicht alle Träume verstehen. Es wäre für den Einzelnen schon eine Bereicherung, wenn er für den einen oder anderen Traum eine Überschrift suchen würde, wodurch bereits Aspekte des Trauminhalts deutlich werden könnten.

Wie kostbar Träume für das Verstehen der eigenen Person sind, wurde Uwe Böschemeyer selbst in drei Träumen deutlich, die in kurzen Zeitabständen einander folgten. Alle drei kreisten um die Themen Aggressivität, Selbstaggressivität und deren Reduzierung. Uwe Böschemeyer erzählt: „Ich sitze in einem alten Gasthof an einem Tisch. Die Atmosphäre ist seltsam. Da sehe ich links von mir ein einem größeren Abstand eine äußerst aggressive Gestalt, die mich unentwegt anstarrt. Sie hat Ähnlichkeit mit einer grünlich aussehenden Leiche und ist doch alles andere als tot.“

Uwe Böschemeyer erzählt aus seinen Träumen

Uwe Böschemeyer fährt fort: „Ich erwache und ahne, dass etwas meine Seele in Beschlag genommen hat, das mein Leben massiv stört: eine mir bis dahin in dieser Dichte verborgen gebliebene Aggressivität. Einige Zeit später befinde ich mich am selben Ort. Wieder sehe ich die Gestalt. Zwar ist sie in dieser Nacht weniger furchterregend, doch wirkt sie auch jetzt alles andere als harmlos. Auch im dritten Traum befinde ich mich in dem Ihnen bereits bekannten Gasthof. Wer sitzt mir gegenüber am Tisch? Mein Widersacher.“

Damit war der Traum zu Ende. Aber – und diese Traumerkenntnis bedeutete einen Meilenstein im Leben von Uwe Böschemeyer. Er wusste, dass er stärker ist als sein Widersacher. Auf die Frage, was ihm die Gestalt gezeigt hat, gibt er folgende Antwort: „Dass ich meiner Neigung, in schwierigen Situationen rasch die Geduld zu verlieren und mir selbst und meiner Umgebung gegenüber ungehalten zu werden, Herr geworden war.“ Quelle: Warum nicht von Uwe Böschemeyer

Von Hans Klumbies