Konflikte drängen zur Bewegung, sind manchmal anstößig und stoßen an. Reinhard K. Sprenger weiß: „Dieses Belebende können wir entdecken, wenn wir auf die Konflikte schauen, die uns selbst betreffen. Alles, was wir können, all unsere Talente verdanken wir Grenzsituationen: Widerständen und Problemen.“ Sie fordern einen Menschen heraus, lassen ihn wachsen und durch sie entwickeln sich neue Sichtweisen und Fähigkeiten. Wenn die gesellschaftliche Lebensqualität darin besteht, jeder einzelnen Person zur bestmöglichen Verwirklichung ihrer individuellen Fähigkeiten zu verhelfen, dann war das historisch noch immer mit häufig erbitterten Konflikten verbunden. Das Negative ist für Reinhard K. Sprenger das eigentlich Positive. Der englische Philosoph Francis Bacon bürgerte 1620 den Konflikt als Fortschrittsmotor der Neuzeit ein: „Viele werden ratlos umherirren, und die Erkenntnis wird groß sein.“ Reinhard K. Sprenger zählt zu den profiliertesten Managementberatern und wichtigsten Vordenkern der Wirtschaft in Deutschland.
Ein Ehekrach kann entgiftend wirken
Im Kindesalter geht es schon los. Identität entsteht zum Beispiel nur durch Konflikt als Abgrenzung gegenüber den Eltern. Dadurch wird Kraft freigesetzt, die das Kind zum Wachsen braucht. Wenn ein Kind sich nicht an den Eltern reiben kann, entwickelt es keine Ich-Stärke. Dann lernt es nicht, eigene Bedürfnisse durchzusetzen. Ohne Konflikte können Kinder die Welt nicht für sich erobern. Auch Beziehungen entscheiden sich laut Reinhard K. Sprenger an der Peripherie, also im Konfliktfall.
Konflikte wirken stabilisierend auch in Liebesordnungen. Wer in seiner Beziehung nie einen Konflikt hatte und diesen bewältigen musste, der bleibt anfällig für Erschütterungen. Auch „Traumpaare“ erweisen sich nicht in den dahinplätschernden Regelabläufen, sondern in der virtuosen Kontroverse. Die entgiftende Wirkung des Ehekrachs ist die Erlösung von der halbbewusst quälenden Unausgetragenheit. Reinhard K. Sprenger erläutert: „Wir sind da gemeinsam durchgegangen und konnten uns anschließend wieder in die Augen sehen.“ Damit hat der Konflikt seinen Zauber wirken lassen.
Konflikte stimulieren Veränderungen
Der Konflikt gibt also einem Menschen die Gelegenheit, heranzureifen und sich zu stärken. Deshalb gilt für Reinhard K. Sprenger: An die Ränder gehen, Konflikte verstehen und vernünftig handhaben, ist das A und O eines gelingenden Lebens. Der Konflikt ist ein Katalysator für Entwicklung und Wachstum – das gilt besonderem Maß auch für Unternehmen. Konflikte stimulieren Veränderungen und wirken wie Warnblinkleuchten: Es muss etwas geschehen!
Das ist besonders wichtig für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Nur der Konflikt löst es von den Fesseln vergangener Erfolge. Die Zusammenarbeit in einem Unternehmen wird durch Konflikte klüger und gehaltvoller. Sie zeigen die Vielschichtigkeit von Sachverhalten auf, die sonst unbemerkt blieben. Im Konflikt findet man heraus, was der andere wirklich will. Reinhard K. Sprenger stellt fest: „Niemals werden Sie mehr über jemanden erfahren und über das, was ihm wichtig ist, als wenn er dafür in den Konflikt geht!“ Quelle: „Die Magie des Konflikts“ von Reinhard K. Sprenger