Ein Zyklus steuert den Aufstieg und Fall von Weltreichen

Die Menschheit erlebt derzeit eine archetypische gewaltige Veränderung des relativen Wohlstands- und Machtgefüges sowie der gesamten Weltordnung. Dies wird sich auf allen Ländern grundlegend auswirken. Es gibt einen archetypischen großen Zyklus, der den Aufstieg und Fall von Weltreichen steuert. Die wichtigsten Zyklen der langfristige Kredit- und Kapitalmarktzyklus sowie der innen- und der außenpolitische Zyklus von Ordnung und Chaos. Ray Dalio erläutert: „Diese Zyklen lösen Pendelbewegungen zwischen den beiden Extremen aus – zwischen Frieden und Krieg, Hochkonjunktur und Rezession, der Machtergreifung der Linken und der Rechten, der Entstehung und Auflösung von Weltreichen und mehr.“ Diese Pendelbewegungen treten in der Regel auf, weil die Menschen bis zum Äußersten gehen und die Situation aus dem Gleichgewicht bringen. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

Der Archetypus des Lebenszyklus bleibt immer derselbe

Das wiederum führt zu einem übertriebenen Ausschlag in die Gegenrichtung. Die Ausschläge in die eine Richtung schaffen sozusagen die Voraussetzungen für die Ausschläge in die andere. Die Zyklen haben sich im Wandel der Zeiten kaum verändert. Mehr oder minder aus demselben Grund, aus dem die Grundlagen des menschlichen Lebenszyklus im Großen und Ganzen unverändert geblieben sind. Denn das Wesen der Menschen verändert sich wenig mit der Zeit.

Ray Dalio stellt fest: „So sind Grundemotionen wie Angst, Gier, Eifersucht und dergleichen Konstanten mit großem Einfluss auf die Zyklen.“ Es stimmt zwar, dass sich der Lebenszyklus zweier Menschen nie genau gleicht und dass sich der typische Lebenszyklus im Laufe der Jahrtausende verändert hat. Doch der Archetyp des menschlichen Lebenszyklus bleibt im Grunde immer derselbe. Nämlich dass sich Eltern um ihre Kinder kümmern, bis sie auf eigenen Füßen stehen und dann selbst Kinder aufziehen und arbeiten, bis sie alt werden, in den Ruhestand gehen und sterben.

Die Evolution ist die einzige permanente Kraft im Universum

Ähnlich verhält es sich mit dem großen Geld-, Kredit- und Kapitalmarktzyklus, in dem sich so viele Schulden und Schuldeninstrumente wie Anleihen ansammeln, bis nicht mehr genügend hartes Geld für den Schuldendienst vorhanden ist. Dies führt regelmäßig dazu, dass die Menschen versuchen, ihre Schuldeninstrumente abzustoßen, um andere Dinge zu kaufen. Dabei stellen sie fest, dass das nicht möglich ist, weil im Vergleich zur verfügbaren Geldmenge und zum Wert der zum Kauf zur Verfügung stehenden Dinge viel zu viele Schuldtitel im Umlauf sind.

Kommt es dazu, sehen sich die Währungshüter veranlasst, mehr Geld zu drucken. Ray Dalio weiß: „Dieser Zyklus läuft mehr oder minder seit Jahrtausenden auf die gleiche Weise ab. Das Gleiche gilt für den Zyklus von innen- und außenpolitischer Ordnung und Chaos.“ Die Evolution ist die größte und einzige permanente Kraft im Universum. Dennoch ist sie nicht immer ohne weiteres erkennbar. Man sieht zwar, was existiert und passiert, doch die Evolution und die evolutionären Einflüsse, die dazu führen, sieht man nicht. Quelle: „Weltordnung im Wandel“ von Ray Dalio

Von Hans Klumbies