In seinem Hauptwerk „Il Prinzipe“ (Der Fürst) beschreibt Niccolò Machiavelli, anhand von vielen Fallbeispielen aus der Geschichte, verschiedene Strategien zum erfolgreichen Erwerb, Ausbau und Erhalt der politischen Macht. Der Fürst, wie jeder andere politisch handelnde Mensch, muss immer darauf achten, immer die Lage souverän zu beherrschen. Beim Handeln muss ihn die rationale Einschätzung der jeweiligen Situation leiten. Niccolò Machiavelli trennt die politischen von den ethischen Gesichtspunkten. Die unbedingte Voraussetzung für den Erfolg ist für ihn die Tugend, zu deren Haupteigenschaften er den Sachverstand und die Tatkraft zählt.
Milde und Großzügigkeit führen nicht zum politischen Erfolg
Ohne diese Tugend kann der Handelnde in der Politik aus den Wechselfällen des Schicksals keinen Vorteil erlangen und muss schwach bleiben. Niccolò Machiavelli versteht unter Tugend die Triebkraft der politischen Gestaltung. Tugend bedeutet für Niccolò Machiavelli nicht einfach der Tradition folgend, ehrlich und anständig zu sein.
Er ist der Meinung, dass Großzügigkeit, Freigebigkeit und Milde oft lediglich dafür verantwortlich sind, wenn kein Erfolg eintritt. Vor dem politischen Handeln ist die Ausgangslage ganz genau zu analysieren. Niccolò Machiavelli zählt dazu das Erfassen und Abwägen der Stärken und Schwächen der einzelnen Parteien sowie die genaue Beachtung des Gleichgewichts der einzelnen Kräfte.
Niccolò Machiavelli: „Der Zweck heiligt die Mittel“
Eine genaue Analyse ist unbedingt notwenig, wenn man seinen eigenen Untergang vermeiden will. Für Niccolò Machiavelli liegt eine so große Entfernung zwischen dem Leben, wie es ist, und dem Leben, wie es sein sollte, dass derjenige, welcher das, was geschieht, unbeachtet lässt, dadurch eher seinen Untergang als seine Erhaltung betreibt. Laut Niccolò Machiavelli muss ein Fürst die Fähigkeit haben, einen günstigen historischen Augenblick sofort zu erkennen, und seine Tatkraft beweisen, indem er die notwenigen politischen Schritte einleitet.
Der Fürst muss mit Entschiedenheit so handeln, wie es gerade notwenig ist. Der Zweck heiligt dabei die Mittel. Niccolò Machiavelli vertritt die These, dass Täuschung, Wortbruch und Grausamkeit, wenn sie unverzüglich und dosiert eingesetzt werden, durchaus einer momentanen politischen Situation angemessen sein können. Sie müssen auch manchmal deshalb eingesetzt werden, um sonst später notwendig werdende härtere Maßnahmen zu vermeiden.
Kurzbiographie: Niccolò Machiavelli
Niccolò Machiavelli wird 1469 in Florenz geboren. Mit 29 Jahren beginnt er seine politische Karriere als Sekretär des Rats der Zehn. Bald darf er auch diplomatische Aufgaben übernehmen. Mit der Miliz, die Niccolò Machiavelli aufgestellt hatte, gelang die Rückeroberung von Pisa, was Florenz den Zugang zum Meer öffnete. 1512 verliert Niccolò Machiavelli seine Ämter, weil man ihn der Verschwörung verdächtigt.
Ein Jahr später wird er auf sein Landgut verbannt, wo er sein einflussreichstes Werk „Il Prinzipe“ schreibt. Ab 1520 wird er wieder politisch tätig, allerdings ohne die von ihm erhofften größeren Einflussmöglichkeiten. 1527 wird Niccolò Machiavelli erneut von seinen Posten abgesetzt und stirbt in Florenz.
Von Hans Klumbies