Jeder Mensch hat andere Ansichten über Geld

Menschen machen verrückte Dinge mit ihrem Geld. Aber niemand spinnt, es bringt nur jeder seinen eigenen Hintergrund mit. Sie stammen aus verschiedenen Generationen und wurden von unterschiedlichen Eltern mit unterschiedlichem Einkommen und Wertvorstellungen erzogen. Sie leben in verschiedenen Teilen der Welt und in unterschiedlichen Volkswirtschaften mit verschiedenen Arbeitsmärkten. Menschen sehen sich unterschiedlichen Anreizen ausgesetzt und nicht jeder hatte dasselbe Glück. Morgan Housel stellt fest: „Kein Wunder, dass wir alle aus unseren Erfahrungen völlig eigene Lehren ziehen.“ Jeder Einzelne macht seine einzigartigen Erfahrungen, wie die Welt funktioniert. Persönliches Erleben prägen Menschen viel mehr als jedes Wissen aus zweiter Hand. Und so wandeln sie mit radikal unterschiedlichen Ansichten über Geld durchs Leben. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

Die Finanzmärkte sind den meisten Menschen unbekannt

Was dem einen verrückt erscheint, mag aus der Sicht eines anderen vernünftig sein. Wer in Armut aufwuchs, denkt über Risiko und Ertrag auf eine Weise, die das Kind eines reichen Bankers nicht mal ansatzweise verstehen kann. Wer zu Zeiten galoppierender Inflation groß wurde, hat etwas erlebt, was sich jemand nicht vorzustellen vermag, der immer nur stabile Preise gekannt hat. Der Aktienhändler, der beim Börsenkrach von 1929 alles verloren hat, hat etwas erfahren, das sich der Softwareingenieur, der den Rausch der 1990er Jahre miterlebte, nicht vorstellen kann.

Morgan Housel weiß: „Der eine weiß etwas über Geld, das der andere nicht weiß, und umgekehrt. Und jeder geht mit anderen Überzeugungen, Zielen und Zukunftserwartungen durchs Leben.“ Das liegt nicht daran, dass einer klüger oder besser informiert wäre als der andere. Sondern hat mit den verschiedenen Lebensläufen zu tun. Diese wurden jeweils von eigenen und gleichermaßen überzeugenden Erfahrungen geprägt. Aus persönlicher Anschauung kennen die meisten Menschen vielleicht 0,00000001 Prozent dessen, was auf den Finanzmärkten abläuft.

Manche Lektionen muss man selbst gelernt haben

Dieses Wissen aber prägt das eigene Bild von den Finanzmärkten zu etwa 80 Prozent. So können vergleichbar intelligente Menschen beispielsweise unterschiedlicher Meinung darüber sein, warum es zu Rezessionen kommt. Weder ein Studium noch das eigene Einfühlungsvermögen können Menschen wirklich darauf vorbereiten, was Angst und Verunsicherung mit ihnen anstellen. Morgan Housel erklärt: „Ich kann Berichte lesen, wie es war, währen der Weltwirtschaftskrise alles zu verlieren. Aber ich trage nicht die emotionalen Narben dessen, der dies am eigenen Leib erfahren hat.“

Und jemand, der es erlebt hat, kann nicht fassen, wie entspannt jemand wie Morgan Housel an der Börse investiert. Menschen nehmen die Welt aus verschiedenen Perspektiven wahr. Grafiken zeigen anschaulich das historische Auf und Ab der Börsenkurse über die Jahrzehnte. Sehr viele Menschen meinen zu wissen, wie die Welt funktioniert, haben jedoch nur einen winzigen Ausschnitt von ihr erlebt. Wie der Investor Michael Batnick sagt, muss man „manche Lektionen selbst gelernt haben, damit man sie verstehen kann“. Quelle: „Über die Psychologie des Geldes“ von Morgan Housel

Von Hans Klumbies