Mikroben sind zahlreicher als menschliche Zellen

Im Körper eines Menschen leben vermutlich mehr mikrobielle als menschliche Zellen. Symbiotische Organismen kolonisieren diverse Körperregionen. Als Beispiele nennt Lucy F. Jones Mund, Haut, Vagina, Bauchspeicheldrüse, Augen und Lunge. Und viele von ihnen leben im Darmtrakt. Mit ziemlicher Sicherheit leben auf dem Gesicht Hunderte mikroskopisch kleine Milben, vielleicht sogar Tausende. Diese vermehren sich, legen Eier und am Ende ihres Lebens explodieren sie, ohne dass man es bemerkt. Wissenschaftler vermuteten, dass Mikroben im Körper den menschlichen Zellen um ein Zehnfaches überlegen sind. Diese Zahl wurde mittlerweile auf ein Verhältnis von etwa drei zu eins herunterkorrigiert, was immer noch erstaunlich genug ist. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

Mikroben beeinflussen die Gesundheit eines Menschen

Mikroben erinnern optisch an winzige Springbohnen. Lucy F. Jones weiß: „Bei diesen Organismen handelt es sich keineswegs um parasitische Schmarotzer.“ Sie bilden feine, untereinander verknüpfte Netzwerke, welche die Gesundheit und das Wohlergehen eines Menschen durch komplexe ökologische Prozesse beeinflussen. Mikroben sind an der Funktion des Immunsystems und an der Darm-Hirn-Achse beteiligt. Zudem schützen sie den Menschen vor schädlichen Organismen und nehmen indirekt auch Einfluss auf die geistige Gesundheit.

Wenn ein Mensch atmet, saugt er unterschiedliche Spezies von Mikroorganismen in seinen Körper ein. Studien legen nahe, dass ein gesunder Mensch in etwa 50 unterschiedliche Mikroben-Spezies in seinen oberen Atemwegen beherbergt. Diese bahnen sich über Zähne, Mund und Rachen ihren Weg. Die Umgebung eines Menschen mag sauber und leer aussehen. Doch tatsächlich wimmelt es dort von mikroskopisch kleinen Organismen, abhängig davon, wo man sich gerade aufhält.

Schon zwei Stunden im Wald lindern Entzündungen

Lucy F. Jones erklärt: „Unsere Darmflora ist umso gesünder, je mehr unterschiedliche Organismen sie in sich vereint. Sie wird also positiv von einer Umwelt beeinflusst, die viele Organismen zu bieten hat – was auf die Natur eher zutrifft als auf Innenräume.“ Viele Menschen stellen sich ihre Haut oder ihren Körper häufig als Schutz vor, als eine Hülle, in die nichts eindringen kann. Doch die menschliche Haut gleicht eher einer Wasseroberfläche oder einem Waldboden.

Die Menschen sind stärker mit dem Erdboden und weiter gefassten Ökosystemen verbunden, als sie meinen. Für Lucy F. Jones ist es wenig überraschend, dass die Darmflora von Menschen, die in urbanen Zentren wohnen, weniger biodivers ist, als es bei Menschen der Fall ist, die noch in engem Kontakt mit der Erde leben. Dabei handelt es sich beispielsweise um Jäger und Sammler oder traditionelle Bauerngemeinschaften. Studien zeigen, dass schon zwei Stunden im Wald Entzündungen abklingen lassen können. Das könnte zum Teil daran liegen, dass man im Wald mit wichtigen Mikroorganismen in Kontakt kommt. Quelle: „Die Wurzeln des Glücks“ von Lucy F. Jones

Von Hans Klumbies