Es ist wahrscheinlich, dass die natürliche Selektion diejenigen Gene weiterverbreitete, die für das Erlernen überlebenswichtiger Fähigkeiten, für Nahrungsbeschaffung und Fortpflanzung entscheidend waren. Der Sozialbiologe Edward O. Wilson schreibt: „Ein bestimmter Genotyp macht ein gewisses Verhalten wahrscheinlicher, sodass es sich wiederum in der Population weiterverbreitet, bis sich das Verhalten schließlich durchsetzt.“ Anders gesagt: Menschen lernen, was ihnen vertraut ist, doch manche Dinge lernen sie schneller und einfacher als andere. Lucy F. Jones erklärt: „Und diese Dinge lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf den natürlichen Lebensraum zurückführen, in dem der Homo sapiens den mit Abstand größten Teil seiner Entwicklungsgeschichte verbracht hat.“ Lucy F. Jones ist Journalistin. Sie schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.
Der moderne Mensch ist von der Vergangenheit geprägt
Jahrtausendelang war es für die menschliche Spezies von höchster Wichtigkeit, dort sesshaft zu werden, wo es für den gesamten Stamm genug Nahrung, Wasser und Schutz gab. Dieser Aspekt ist erst seit einem winzigen Bruchteil der evolutionären Geschichte der Menschheit von zentraler Bedeutung. Wenn eine der Hauptaufgaben darin bestand, so Edward O. Wilson, geeigneten Lebensraum zu finden, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Gehirne und Sinne der Menschen dafür hilfreiche Charakteristika ausgebildet haben.
Der moderne Mensch kommt nicht auf die Erde als stiege er aus einem Zug. Das Fleisch und Blut und die DNA und Gedanken und Vorlieben werden von der Vergangenheit geprägt. Edward O. Wilson weist darauf hin, dass Menschen, denen man heute die Wahl lässt, noch immer Landschaften bevorzugen, die dieselben natürlichen Schlüsselcharakteristika aufweisen. Nämlich parkähnliche Graslandschaften mit Baumgruppen und Wasser. In dieser Art von Umgebung leben die Vorfahren der heutigen Menschen.
Bäume spielte für das Überleben eine Schlüsselrolle
Dort entwickelten sich ihre Sinne, ihr Intellekt, ihre Emotionen und ihr Denken. Lucy F. Jones ergänzt: „Als Zweibeiner mit schwingenden Armen war der Mensch gut ausgestattet für das weite Flachland, die Savannen. Zunächst in Afrika, dann in Europa und Asien.“ Dort jagte er Wildtiere, sammelte Beeren und grub Wurzeln aus. Er ließ sich nicht im Regenwald oder in der Wüste nieder. All das ist laut Edward O. Wilson Beweis dafür, dass die Menschen derlei Habitate aufgrund eines Gens aussuchen.
Jahrtausendelang haben Bäume für das Überleben und Gedeihen der Menschheit eine Schlüsselrolle gespielt. Lucy F. Jones erläutert: „Sie haben Schutz geboten – einen Ort zum Schlafen oder um sich darunter auszuruhen – sowie Nahrung, Material und Medizin.“ Jägern und Sammlern ermöglichten sie einen Aussichtspunkt, um die Umgebung nach Wasser, Nahrung und neuerlichem Schutz abzusuchen oder nach Raubtieren Ausschau zu halten. Es gibt Vermutungen, dass Menschen sich von derjenigen Form eines Baumes am meisten angesprochen fühlen, der ihnen im Laufe der Evolution am meisten geholfen hat. Quelle: „Die Wurzeln des Glücks“ von Lucy F. Jones
Von Hans Klumbies