Die Wurzeln des Glücks liegen in der Natur

In ihrem Buch „Die Wurzeln des Glücks“ erklärt Lucy F. Jones wie Wissenschaftler und Therapeuten viele erstaunliche Wechselwirkungen zwischen der natürlichen Umgebung und der geistigen und seelischen Gesundheit der Menschen entdecken. Im Jahr 2005 prägte der amerikanische Autor Richard Louv den Begriff der „Naturdefizit-Störung“. Er bezeichnete damit die negativen Auswirkungen mangelnder Berührungspunkte mit der Natur auf die allgemeine Gesundheit des Menschen. Es kommt dabei zu einer Unterentwicklung der Sinne, Konzentrationsschwierigkeiten und zur Zunahme von körperlichen und geistigen Krankheitsbildern. Wer sich dagegen auf die Natur einlässt, erneuert und regeneriert sich. Denn die Natur hilft den Menschen dabei, die Welt, in der sie sich wiederfinden, zu verstehen und ihr Bedeutung abzugewinnen. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

Viele Japaner genießen die Praxis des „Waldbadens“

Ihre klarsten und glücklichsten Kindheitserinnerungen haben für Lucy F. Jones unter freiem Himmel stattgefunden: „Unter einem großen Baum zu liegen, während der Lehrer laut aus einem Buch vorliest, die Wolken beobachten, sich sicher fühlen.“ Das geschah in den 1990er Jahren. Wenige Jahrzehnte später hat sich für Kinder vieles dramatisch verändert. Drei Viertel aller Kinder im Vereinigten Königreich – im Alter von fünf bis zwölf – verbringen mittlerweile weniger Zeit im Freien als Gefängnisinsassen. Diesen stehen laut UN-Richtlinien pro Tag mindestens 1,5 Stunden körperliche Betätigung an der frischen Luft zu.

Wenn Menschen in der Natur einen entspannten Zustand erreichen und ihr Körper weiß, dass er in Sicherheit ist, steckt er seine Kräfte in das Immunsystem. Die interessanteste Forschung zu dieser Verbindung ist rund um die japanische Praxis des „Waldbadens“ entstanden. Sie ist mittlerweile ein gängiger Bestandteil des japanischen Gesundheitssystems und zur Aufrechterhaltung der eigenen Gesundheit und zum Stressabbau völlig normal.

Die Menschheit braucht die Natur zum Überleben

Lucy F. Jones stellt fest: „Wie naturnah wir leben, wirkt sich messbar auf unsere Gesundheit aus. Menschen, die in der Nähe von Parks, Wäldern und dem Meer leben, geben an, sich körperlich und geistig besser zu fühlen.“ Die Wahrscheinlichkeit an Depressionen oder anderen psychischen Problemen zu erkranken ist bei ihnen geringer – ihre Zufriedenheit insgesamt höher. Sich in der Natur aufzuhalten, hat einen positiven Soforteffekt auf die geistige Gesundheit. Je grüner man lebt, desto länger lebt man möglicherweise.

Mit der Natur nichts anfangen zu können, ist dagegen schlecht für die mentale Verfassung eines Menschen. Ohne Zugang zu naturbelassenen Landschaften können sich Menschen sehr viel weniger effektiv erholen, Ruhe und psychische Nahrung finden. Lucy F. Jones weiß: „Wir wären glücklicher und gesünder, wenn wir zum Rest der Natur eine reichhaltigere, erfüllendere und weniger zerstörerische Beziehung aufbauen könnten.“ Für die Autorin liegt es auf der Hand, dass sich die Einstellung der Menschen zur Natur und ihrer Umwelt ändern muss. Denn die Menschheit braucht die Natur zum Überleben.

Die Wurzeln des Glücks
Wie die Natur unsere Psyche schützt
Lucy F. Jones
Verlag: Blessing
Broschierte Ausgabe: 319 Seiten, Auflage: 2021
ISBN: 978-3-89667-671-9, 18,00 Euro

Von Hans Klumbies