Lippenherpes lassen sich meist ohne Probleme selbst behandeln

Bei vielen Menschen bilden sich juckende und schmerzende Bläschen auf dem Mund. Dann heißt die Parole: Finger weg! Wer Lippenherpes hat, darf die Bläschen, die mit Sekret gefüllt sind, nicht berühren oder daran kratzen. Dr. Harald Bresser, Hautarzt aus München, erklärt: „Die in der Flüssigkeit enthaltenen Herpesviren können dadurch im Gesicht verteilt werden.“ Außerdem können beim Aufkratzen Bakterien in die entzündeten Bereiche gelangen, wodurch der Heilungsprozess komplizierter wird. Wer diesen ärztlichen Ratschlag berücksichtigt, kann Herpes labialis – so heißt Lippenherpes im Fachjargon – in der Regel ohne Probleme selbst behandeln. Bewährt haben sich Cremes mit den antiviralen Wirkstoffen Penciclovir und Aciclovir, die in regelmäßigen Abständen möglichst schon beim ersten Kribbeln und Jucken aufgetragen werden. Der Apotheker Roland Fritsch aus Ansbach rät: „Am besten benutzt man ein Wattestäbchen und tupft die Salbe dünn auf die betroffenen Stellen und die angrenzenden Bereiche auf.“

Nach zehn bis vierzehn Tagen ist Lippenherpes meist abgeheilt

Es gibt sogar eine mattierende hautfarbene Herpescreme, die entzündete Stellen dezent abdeckt. Als Alternative gibt es in Apotheken pflanzliche Präparate mit ätherischen Ölen der Melisse, die eine Ausbreitung der Viren verhindern sollen. Herpespflaster dagegen enthalten keine antiviralen Wirkstoffe, sondern Hydrokolloide. Roland Fritsch erläutert: „Sie schaffen ein optimales feuchtes Wundheilungsmilieu, sodass die Lippenbläschen schneller abheilen.“ Die transparenten Pflaster kommen auf die unbehandelte Lippe und nehmen Sekret auf.

Was vor allem für Frauen interessant sein könnte: Die Pflaster können mit Lippenstift oder Make-up überschminkt werden. Lippenherpes ist meist nach zehn bis vierzehn Tagen abgeheilt. Doch nimmt die eigentlich harmlose Erkrankung manchmal Formen an, die einen Arztbesuch und eventuell eine Therapie mit antiviralen Arzneimitteln zum Einnehmen nötig machen. Das ist dann der Fall, wenn besonders große Bereiche befallen sind oder wenn Patienten sehr oft unter Lippenherpes zu leiden haben.

Rund 90 Prozent der Erwachsenen sind mit dem Herpes-simplex-Virus infiziert

Herpes labialis bricht häufiger und schwerer bei Menschen aus, die unter Immundefekten leiden oder sich gerade einer immunsuppressiven Therapie unterziehen – beispielsweise bei Rheumatikern, die Methotrexat einnehmen. Hautarzt Dr. Harald Bresser fügt hinzu: „Risikopatienten sind zudem Menschen mit Neurodermitis. Auf ihrer chronisch vorgeschädigten Haut breitet sich das Virus schlimmstenfalls großflächig aus und verursacht schwere Infektionen.“ Für die Entzündung sind meist Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 verantwortlich.

Rund 90 Prozent aller Erwachsenen sind damit infiziert. Das Virus schlummert nach der Erstinfektion das ganze Leben lang im Körper – vor allem in den Lymphknoten entlang der Wirbelsäule – und bricht bei etwa 40 Prozent der Menschen in bestimmten Situationen aus. Das passiert zum Beispiel dann, wenn Stress oder ein Schnupfen das Immunsystem schwächt oder bei starker UV-Strahlung. Häufig Betroffene können vorbeugend einen Lippenpflegestift mit Lichtschutzfaktor oder Melissenextrakt auftragen. Quelle: Apotheken Umschau
Von Hans Klumbies