Die Freiheit muss immer verteidigt werden

Die Bedeutung der Freiheit nicht zu leugnen und sie immer wieder zu hinterfragen und damit zugleich zu verteidigen, ist eine wichtige Aufgabe. Vor allem geht es auch um Folgendes. Nämlich die Freiheit auf ihre Angemessenheit in Bezug auf den Kontext, in dem sie gelebt wird oder werden soll, zu prüfen. Katia Henriette Backhaus erläutert: „Das setzt voraus, die sich stets wandelnde gesellschaftliche und politische Gegenwart klar zu analysieren.“ Daneben sollte man eine Position für oder gegen eine bestimmte Konzeption von Freiheit einnehmen. Zugleich gibt es folgendes Ziel. Nämlich eine konkrete Vorstellung davon zu entwickeln, was Freiheit unter den gegenwärtigen Umständen bedeuten kann und soll. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

Freiheit ist kein Konsumgut

Bei aller Gebundenheit an die Gegenwart darf man nicht vergessen: Freiheit ist wertvoll, aber kein Konsumgut. Sie ist das Andere zu den warenförmigen Versatzstücken der Freiheit, die man auf dem Markt anbietet. Freiheit als normativen Wert aus der Perspektive der politischen Philosophie zu betrachten, bedeutet folgendes. Nämlich von vornherein eine entpolitisierende und banalisierende Deutung wie etwa die der Freiheit als Konsumgut auszuschließen. Das Schicksal, als käuflicher Wert zu gelten, scheint in jüngster Vergangenheit die ökologische Nachhaltigkeit zu treffen.

Katia Henriette Backhaus erklärt: „Das ökologisch gute Gewissen gibt es vermeintlich an der Supermarktkasse.“ Ihrer Meinung nach endet Nachhaltigkeit keineswegs in Unfreiheit. Katia Henriette Backhaus denkt nachhaltige Freiheit innerhalb einer normativen politischen Ordnung. Dieses Konzept kann und soll Teil eines Gerüsts des politischen Miteinanders sein. Zudem bezieht es die Bedingungen der Möglichkeit der Freiheit mit ein. Für die nachhaltige Freiheit ist außerdem die Realisierung von Freiheitspotentialen und Freiheitsakten entscheidend.

Es gibt eine negative und eine positive Freiheit

Die nachhaltige Freiheit verbleibt nicht auf der Möglichkeitsebene. Sondern sie betont die konkrete Umsetzung sowie die Folgen und Resultate des freien Handelns. Freiheitspotentiale und Freiheitsakte kann man nicht mit der Unterscheidung von negativer und positiver Freiheit erfassen. Für Isaiah Berlin ist seit eh und je die zentrale Frage der Politik die Frage nach Gehorsam und Zwang. Folgerichtig beruht seine Unterscheidung einer negativen Freiheit von etwas und einer positiven Freiheit zu etwas auf der Frage nach der Form der politischen Herrschaft.

Daraus ergeben sich zwei Konfliktlinien. Erstens zwischen Herrschaft und Freiheit im Allgemeinen. Und zweitens zwischen individueller und kollektiver Perspektive der Regierung. Es geht Isaiah Berlin darum, mit Bezug auf ihre historische und politische Entwicklung die Unterschiede dieser beiden Freiheitsbegriffe zu klären. Dabei wird jedoch zugleich deutlich, dass Isaiah Berlin den negativen Freiheitsbegriff, der für ihn mit dem politischen Liberalismus zusammenfällt, verteidigen will. Quelle: „Nachhaltige Freiheit“ von Katia Henriette Backhaus

Von Hans Klumbies