Jeder Zweite hat schon einmal einen Hexenschuss erlitten

Ärzte bezeichnen einen Hexenschuss als plötzlich auftretenden, akuten Schmerz an der Lendenwirbelsäule, der mit stark verspannten Muskeln um die Wirbelsäule herum einhergeht. Dass der Schmerz den Patienten unvermittelt trifft ist ein spezifisches Merkmal des Hexenschusses. Ute März von Deutschen Verband für Physiotherapie erklärt: „Der Schmerz schießt richtig ein.“ Professor Fritz Uwe Niethard, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, weist auf einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt hin: „Etwa die Hälfte der Bevölkerung bis zum 50. Lebensjahr hatte bereits einmal einen Hexenschuss.“ Die meisten Menschen haben ihren ersten Hexenschuss im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Eine Ursache für einen Hexenschuss sind Verschleißerscheinungen an der Bandscheibe. Die Bandscheibe selbst besteht aus Bindegewebe und einem gallertigen Kern. Im vierten und fünften Lebensjahrzehnt weisen die Bandscheiben noch relativ viel Spannkraft auf, während sie ab dem sechsten Jahrzehnt langsamer verschleißen.

Ungewohnte Bewegungen können einen Hexenschuss auslösen

Verschleißerscheinungen der Bandscheibe sind nur ein Grund, dass sich die Muskeln verspannen, um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Doch nicht jeder Verschleiß hat einen Hexenschuss zur Folge. Ute März erläutert: „Meistens ist es ein Cocktail aus Ursachen. Sie kommen von der Arbeit, hatten viel Stress, saßen den ganzen Tag auf ihrem Stuhl. Weil Sie unter Strom stehen, sind ihre Muskeln generell angespannt. Am Samstag streichen Sie dann die Decke – und zack, hat die Hexe Sie erwischt.“

Häufige Auslöser des Hexenschusses sind ungewohnte Bewegungen oder Drehungen. Aber auch schlecht trainierte Muskeln begünstigen die Rückenschmerzen. Es gibt noch weitere Ursachen: Die Wirbelgelenke können verkanten und dann eine Blockade auslösen. Sie sind in Paaren angeordnet und befinden sich jeweils zwischen zwei Wirbelkörpern. Wenn sich die Gelenke gelockert haben, weil die Bandscheibe nicht hundertprozentig gesund ist, kann das, ansonsten gut funktionierende, Bewegungsspiel beeinträchtigt werden. Das umliegende Gewebe wird überdehnt, die Muskeln versteifen.

Kein Mensch ist vor einem Hexenschuss sicher

Professor Fritz Uwe Niethard fügt hinzu: „Der Zustand ist ein ähnlicher, wie wenn Risse in der Bandscheibe vorliegen.“ Ein Hexenschuss kann auch von der Halswirbelsäule ausgehen. „Man spricht dann von einem akuten Halswirbelsäulensyndrom, einem steifen Nacken oder akuten Schiefhals“, sagt Fritz Uwe Niethard. Die Lendenwirbelsäule ist allerdings am häufigsten von einem Hexenschuss betroffen, weil auf ihr das Gewicht des ganzen Rumpfes lastet. Außerdem sind die Lendenwirbel der beweglichste Teil der Wirbelsäule.

Ein Hexenschuss kann jeden treffen. „Auch Hochleistungssportler bekommen einen Hexenschuss, zum Beispiel Gewichtheber bei Wettkämpfen. Bei sehr trainierten Sportlern reagiert die Rückenmuskulatur häufig stark, wenn es zu minimalen Überbelastungen, kleinsten Einrissen oder Verkantungen kommt“, erläutert Fritz Uwe Niethard. Zudem spielt die genetische Veranlagung beim Hexenschuss eine Rolle und auch bestimmte Wirbelsäulenformen begünstigen die plötzlichen Rückenschmerzen. Quelle: Apotheken Umschau

Von Hans Klumbies