Die Zukunft ist so real wie die Gegenwart

Florence Gaub vertritt in ihrem Buch „Zukunft“ die These, dass die Zukunft in den Gehirnen der Menschen so real ist wie die Gegenwart. Die Autorin schreibt: „Sie ist also nicht eine Zeit, die noch kommt, sondern ein individueller, kreativer, imaginärer und sinnlicher Prozess, bei dem eine zukünftige Realität erzeugt wird.“ Diese Fähigkeit bildet die Basis für Erwartungen, Entscheidungen und den freien Willen. Daher sind Menschen nicht nur Wesen, die durch ihre Fähigkeit zur Vernunft definiert sind. Sondern sie können gedanklich auch in die Zukunft reisen. Für Florence Gaub ist die Zukunft keine ferne Zeit, sondern etwas, das alle Menschen ständig erzeugen. Obwohl man das Wort Zukunft in der Regel in der Einzahl benutzt, ist sie eigentlich immer eine Vielzahl. Die Zukunft ist zudem alles, was sich Menschen über sie vorstellen können. Dr. Florence Gaub ist Politikwissenschaftlerin, Militärstrategin und Zukunftsforscherin. Sie leitet als Direktorin den Forschungsbereich NATO Defense College in Rom.

Überraschungen öffnen oft die Tür für positives Neues

Der Zweck der Zukunft ist besonders dann offensichtlich, wenn man sich vorstellt, wie es wäre, keine zu haben. Möglicherweise würde man dann viele Dinge tun, die ein zukünftiges Ich bereuen würde. Wer sich die Zukunft vorstellen möchte, muss mit einem ihrer Hauptmerkmale umgehen können: der Ungewissheit. Florence Gaub erläutert: „Indem wir Szenarien durchdenken, verringern wir die Ungewissheit, weil wir Möglichkeiten ausloten, über Wahrscheinlichkeiten nachzudenken und Handlungsmöglichkeiten erkennen.“

Das Hauptproblem mit der Zukunft ist, dass es einfach so viele davon gibt. Einfach gesagt: Die Zukunft ist heikel, weil mehr Dinge passieren können als passieren werden. Im Gegensatz zu dem, was manche gerne behaupten, ist die Zukunft jedoch nicht völlig unvorhersehbar. Dennoch gibt es immer wieder Überraschungen. Florence Gaub rät, dass man nicht vergessen sollte, Überraschungen in erster Linie als Veränderungen zu betrachten, die als solche oft die Tür für positives Neues öffnen.

Veränderungen sind ein normaler Teil des Lebens

Es gibt einige Arten von Betriebsstörungen bei der Zukunft. Die gute Nachricht ist, dass diese Fehler normalerweise nur vorübergehend sind. Oft setzt das System sich wieder von allein in Gang, aber eben nicht immer. Eine schlechte Zukunft ist laut Florence Gaub einfach zu erkennen: „Es ist eine, die unangenehme Emotionen auslöst, wie Angst und Wut. Und manchmal zerstört genau das dann das gesamte Konzept Zukunft. Zu viel Angst bringt uns nicht zum Handeln, sondern lässt uns erstarren, wir tun nichts.“

Alle Menschen haben die Fähigkeit, die Zukunft zu denken, das ist die Garantie. Wer darin besonders gut werden möchte, sollte vor allem seinen Geist schärfen, nie aufgeben und gerne nachdenken. Zudem sollte man Fehler tolerieren, verschiedene Erfahrungen sammeln und viel lesen. Schlussendlich sollte man sich als kreatives Wesen fühlen, das auch Risiken eingeht. Florence Gaub gibt ihren Lesern noch folgenden letzten Rat: „Wir sollten Veränderungen als normalen Teil des Lebens begreifen.“

Zukunft
Eine Bedienungsanleitung
Florence Gaub
Verlag: dtv
Gebundene Ausgabe: 221 Seiten, Auflage 4: 2023
ISBN: 978-3-423-28372-4, 23,00 Euro

Von Hans Klumbies