A hot planet is not cool

Auf den Pappschildern der Fridays-for-Future-Bewegung ist ein Bild stark vertreten: die handgemalte runde Erde. So bebildern sie ihre Parolen „no planet B“ oder „a hot planet is not cool“ und das überwölbende „save the planet“. Ulrich Grober ergänzt: „Allgegenwärtig in den Medien, besonders im Netz, ist das entsprechende Foto. Das Bild des Planeten aus einer Außenperspektive erscheint uns ganz natürlich, selbstverständlich.“ Dabei ist es noch gar nicht so alt. Ikone Erde und die Saga vom blauen Planeten, das meistpublizierte Foto der Mediengeschichte und eine große Erzählung in wenigen Worten, sind vielleicht das Beste, was das 20. Jahrhundert der Menschheit hinterlassen hat. Ein paar kalifornische Hippies kamen zuerst auf die Idee: Zeigt uns „whole earth“, die ganze Erde, so wie sie aus dem All zu sehen ist. Den Publizisten und Buchautor Ulrich Grober beschäftigt die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

Viele Systeme der Erde stehen kurz vor ihrem Kipppunkt

Die Botschaft, Mitte der sechziger Jahre auf Buttons und T-Shirts verbreitet, richtete sich an die US-Weltraumbehörde NASA. Ulrich Grober erklärt: „Von der Fotografie der Mutter Erde versprach man sich eine bewusstseinserweiternde Wirkung, wie von einer euphorisierenden Droge. Die bemannten Mondflüge der Jahre 1968 bis 1972 machten das epochale Ereignis möglich.“ Seine ganze Evolution hindurch hatte Homo sapiens zum Himmel, zum Mond und zu den Sternen aufgeschaut.

Jetzt kehrten die Astronauten den Blick um und sahen in der unendlichen Schwärze des Alls „den schönsten Stern am Firmament“. Ulrich Grober weiß: „Bei jedem Mondflug wurde eine Serie von Aufnahmen gemacht, doch der magische Moment kam 1972, vor 50 Jahren, als zum ersten Mal „full earth“, die ganze Erde auf der Bildfläche erschien.“ Und heute, zwei Generationen später? Viele Systeme dieses einzigartigen Planeten, so warnen Wissenschaftler, stünden kurz vor ihrem Kipppunkt.

Die junge Generation machte sich ein planetarisches Bewusstsein zu eigen

Jenseits drohe der Kollaps – des Klimas, der biologischen Vielfalt, der Böden. Ulrich Grober stellt fest: „Während Politiker über CO2-Komppensation und Wettbewerbsfähigkeit diskutierten, machte sich eine junge Generation ein planetarisches Bewusstsein zu eigen. Da geht es ums Ganze.“ Wo anfangen, diese Geschichte zu erzählen? Vielleicht mit einer sehr zeitgeistigen Metapher: „moonshot thinking“. Der Ausdruck überträgt den Spirit, der die ersten Menschen zum Mond brachte, auf alle Felder des Handelns.

Er meint ein kühnes, wagemutiges, visionäres Denken schlechthin. Ulrich Grober erläutert: „In den Kreativabteilungen des Silicon Valley bedeutet „moonshot thinking“ die Bereitschaft, alte Denkwege zu verlassen, Neuland zu betreten, radikale Innovationen in Gang zu setzen, den Durchbruch zu potenziell riesigen neuen Geschäftsfeldern zu wagen.“ Als „breakthrough“-Technologien gelten aktuell: das selbstfahrende Auto. „Age X Therapeutics“, die Verjüngung des menschlichen Körpers und seiner Zellen. Quelle: „Die Sprache der Zuversicht“ von Ulrich Grober

Von Hans Klumbies