Viele Menschen suchen bei der Arbeit den Sinn des Lebens

Früher war der Job einfach nur zum Geldverdienen da. Heute geht es vielen Menschen bei der Arbeit um nichts weniger als den Sinn des Lebens. Sie meinen, dass sinnvolle Jobs jene sind, durch die die Welt ein bisschen besser wird. Ist die Suche nach dem Sinn bei der Arbeit nicht eigentlich die Suche nach Moral? Nämlich nach hehren Prinzipien allgemeinverbindlichen Handelns? Oder nach den unbestreitbaren und ewig gültigen Guten? Das nobelste aller Ziele wäre dann ein guter Mensch zu sein. Ingo Hamm stellt die Frage noch einmal anders: „Ist Sinn = Moral? Suchen wir insgeheim nicht nach einer sinnvollen, sondern in Wirklichkeit nach einer moralischen Aufgabe?“ Vielleicht ist das lediglich eine simple Wortverwechslung. Dr. Ingo Hamm ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Darmstadt.

In großen Firmen beschäftigen sich ganze Abteilungen mit dem Gutsein

Heute spricht doch fast niemand mehr von Moral. Das Wort allein gilt schon als veraltet. Vielleicht ist Sinn die neue Moral? Ingo Hamm erklärt: „Die Moral als solche wäre als Sinngebung bestens geeignet, da es im zwischenmenschlichen Miteinander praktisch ex definitionem nichts Höheres als die Moral gibt.“ Was gibt es schließlich Besseres als „Das Gute“? Und auch viele Unternehmen haben die Moral für sich entdeckt – wen wunderts? Auch viele Wirtschaftslenker wollen keine bösen Haifisch-Kapitalisten, sondern gute Menschen sein.

Geht das überhaupt? Kann man Manager und gleichzeitig ein guter Mensch sein? Schon 2008 stellte Ludger Heidbrink fest, dass Unternehmen vermehrt versuchen, wirtschaftliche Zwecke mit moralischen Anliegen zu verbinden. Ingo Hamm weiß: „Tatsächlich unterhalten viele großen Firmen inzwischen ganze Abteilungen, die sich für viel Geld mit dem Gutsein beschäftigen.“ Das läuft meist unter dem Etikett der Corporate Social Responsability (CSR), der sozialen Verantwortung von Unternehmen.

Moral ist das sprichwörtlich Gute

Was ist das überhaupt – Moral? Ingo Hamm macht es kurz: „Moral ist schlicht das absolut richtige Handeln, das sprichwörtliche Gute.“ Für diesen absoluten Anspruch benötigt die Moral noch nicht einmal den Überbau einer klassischen Religion. Dagegen ist eine instrumentalisierte Moral nichts mit Moral zu tun, sondern dabei handelt es sich um Selbstsucht. Moral war und ist immer schon ein Absolutum und kein Instrument. Moral ist das absolut und unbestreitbare Gute.

Ingo Hamm stellt fest: „Eine ökonomische Moral ist mithin keine. Entweder es geht um Gewinn. Oder es geht ums Gemeinwohl.“ Natürlich kann man auch beides verfolgen – viele Unternehmen machen das. Und ein wenig Gutes zu tun ist sicher besser, als überhaupt nichts Gutes zu tun. Ludger Heidbrink schreibt: „Es dürfte sehr wahrscheinlich sein, dass das soziale Engagement von Unternehmen nur so lange aufrechterhalten wird, wie es sich betriebswirtschaftlich rechnet.“ Quelle: „Sinnlos glücklich“ von Ingo Hamm

Von Hans Klumbies

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