Im Frühjahr 2006 war der Immobiliensektor der Vereinigten Staaten wie im Rausch. Nouriel Roubini erläutert: „Private Immobilien gingen weg wie warme Semmeln, und wer auf eigenen Beinen in eine Bank gehen konnte, galt schon als kreditwürdig.“ Häuser wurden in der Annahme gekauft, dass die steigenden Preise auch diejenigen Kreditnehmer retten würden, die sich verhoben hatten. In den Augen von Nouriel Roubini war das eine Blase, und das sagte er auch so. In jenem Jahr nahm er in Las Vegas an einer Konferenz über hypothekenbesicherte Wertpapiere teil. Die brandgefährlichen Ramschhypotheken waren nicht zu übersehen. Nouriel Roubinis Untersuchungen zeigten, dass günstige Kredite und laxe Anforderungen eine Immobilienblase nährten. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.
Das Platzen der Immobilienblase führte zu einer Finanzkrise
Obwohl es eindeutige Beweise darauf gab, dass die Immobilienblase Schuldner und Gläubiger gleichermaßen in Gefahr brachte, zerstreuten sogenannte Experten sämtliche Bedenken. Einige Monate später, auf einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds, rührte Nouriel Roubini ein weiteres Mal die Alarmtrommel. Beim Ölpreis waren leichte Ausschläge erkennbar, die Immobilienpreise gaben nach, doch noch war die Lage nicht dramatisch. Trotzdem warnte Nouriel Roubini, dass nach dem Platzen der Immobilienblase eine Finanzkrise entstehen werde.
Nouriel Roubini erklärt: „Eine Welle der Zahlungsausfälle bei den Hypothekenkrediten würde die Banken und Anleger treffen, die in die Versicherungen der riskanten Anleihen investiert hatten.“ Der Wirtschaftsexperte rechnete mit Abermilliarden Dollar Verluste für Hedgefonds, Investmentbanken, Kreditgeber, Geldinstitute und verblüffte Hausbesitzer. Aber selbst führende Experten erkennen die Probleme oft erst, wenn es schon zu spät ist. Es handelt sich dabei um eine klassische kognitive Verzerrung. Die meisten Menschen wollen sich das Schlimmste lieber nicht vorstellen, denn sie sind geborene Optimisten.
Nouriel Roubini warnte vor einer Schuldenkrise in Europa
Auf einem Vortrag in Davos beschrieb Nouriel Roubini die Zukunft der europäischen Währungsunion mit Blick auf ihre Risiken. Er unterstrich dabei die große Gefahr, dass sich einige Mitglieder der Union überschulden und ihre Konkurrenzfähigkeit verlieren könnten und dass die Eurozone daran zerbrechen könnte. Nouriel Roubini warnte: „Bei anhaltend schwachem Wachstum und wachsenden Haushaltsdefiziten werden Italien, Griechenland, Spanien und Portugal bis zum Ende des Jahrzehnts in eine verheerende Schuldenkrise stürzen.“
Drei Jahre später war Griechenland pleite, und Portugal, Italien, Irland und Spanien versanken in schweren Finanzkrisen. Es sollten noch zwei weitere Jahre vergehen, ehe sich Griechenland zu einer harten Sparpolitik durchrang. Das Land erhielt ein Rettungspaket von zunächst 110 Milliarden Euro von der Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Weltwährungsfonds. Griechenland überlebte die Krise nur knapp – doch das war erst der Anfang. Quelle: „Megathreats“ von Nouriel Roubini
Von Hans Klumbies