Pflanzenkost gilt als Heilsbringer schlechthin

Pflanzen sind im Narrativ der öffentlichen Diskussionen so etwas wie die Heilsbringer schlechthin. Egal ob für die Umwelt, die Gesundheit oder einfach nur für ein gutes Gewissen. Malte Rubach schränkt ein: „Das ist sicher eine schöne Botschaft, aber selbstverständlich gilt das nicht für alle pflanzlichen Lebensmittel und auch nicht überall auf der Welt.“ Paradoxerweise ist es so, dass ausgerechnet in Länder mit großer Nahrungsunsicherheit der durchschnittliche Wasserfußabdruck pro Kopf deutlich höher liegt als in Deutschland – 3900 Liter pro Kopf. Zum Beispiel liegt dieser im Niger bei 9600 Liter, in Mali bei 5600 Liter und im Chad sowie im Sudan bei über 4000 Liter. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

Gemüse ist generell eine tolle Sache

Der große Unterschied gegenüber Deutschland ist, dass man dort kaum virtuelles Wasser importiert, sondern fast vollständig inländische Wasserquellen nutzt. In Deutschland liegt der Anteil des importierten virtuellen Wassers für alle hergestellten Lebensmittel bi gut 60 Prozent. Das importierte virtuelle Wasser stammt hauptsächlich aus Brasilien, Indonesien und den USA. In Europa stammt es vor allem aus den Niederlanden und Frankreich. Lebensmittel importiert man natürlich generell nicht aus Ländern mit einem hohen Risiko für Wasserknappheit.

Allein aus Europa stammen 76 Prozent aller Importe. Malte Rubach stellt fest: Das oftmals herangezogene Argument, der unmoralische und verschwenderische deutsche Verbraucher sein für den Wassermangel in Afrika verantwortlich, ist also kaum haltbar.“ Von allen importierten Lebensmitteln, welche die Deutschen konsumieren, verursachen produktbezogen übrigens Kaffee, Soja und Kakao die größten importierten Wassermengen, nicht etwa Rindfleisch. Gemüse ist generell eine tolle Sache. Es enthält jede Menge Nährstoffe, Ballaststoffe und auch noch die berühmten sekundären Pflanzenstoffe.

Die Kartoffel ist ein dankbares und robustes Gewächs

Gemeinhin essen die Deutschen zu wenig Gemüse. Deshalb können sie immer noch eine Schippe drauflegen, auch in Sachen nachhaltiger Ernährung. Das beliebteste Gemüse ist mit 28 Kilogramm pro Person die Kartoffel. Die Deutschen gelten ja international als große Kartoffelesser. Auch wenn Spanier und Norweger noch mehr Kartoffeln essen, haben sie diesen Ruf weg. Malte Rubach blickt zurück: „Übrigens gehen Wissenschaftler davon aus, dass erst die Entdeckung der Kartoffel im 16. Jahrhundert in Peru maßgeblich zu dem beachtlichen weltweiten Bevölkerungswachstum zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert geführt hat.“

Und nicht allein Fleisch und Milch. Denn darin stecken entgegen landläufiger Meinungen nicht besonders viele Kalorien, sondern Proteine und Mikronährstoffe. Letztere allein hätten also nicht gereicht, sondern nur alles zusammen. Malte Rubach weiß: „Die Kartoffel ist ein dankbares und robustes Gewächs, vorausgesetzt, sie bekommt genug Wasser.“ Es sind 287 Liter Wasser pro Kilogramm Kartoffel notwendig. Im Vergleich zu den tierischen Lebensmitteln, wo 80 bis über 90 Prozent des Wassers aus grünem Wasser nötig sind, liegt der Anteil von grünem Wasser bei Kartoffeln nur bei zwei Dritteln des Verbrauchs. Quelle: „Die Ökobilanz auf dem Teller“ von Malte Rubach

Von Hans Klumbies

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