Wenige Unternehmen sahen riesige Gewinne ab

Standardlehrbücher der Volkswirtschaftslehre – und ein Großteil der politischen Rhetorik – betonen gern, wie wichtig ein gut funktionierender Wettbewerb sei. Joseph Stiglitz hält dagegen: „In den letzten 40 Jahren haben Wirtschaftstheorie und empirische Daten jedoch Behauptungen widerlegt, wonach der Wettbewerb auf den meisten Märkten weitgehend störungsfrei funktioniere.“ Denn heute stellt sich die amerikanische Volkswirtschaft so dar, dass einige wenige Unternehmen riesige Gewinne absahnen. Zudem können sie jahrelang unbehelligt ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzen. Die führenden neuen Hightech-Unternehmer legen nicht einmal mehr Lippenbekenntnisse zum Wettbewerb ab. Peter Thiel, eine der bedeutenden Unternehmerpersönlichkeiten des Silicon Valley erklärt frank und frei: „Wettbewerb ist was für Verlierer.“ Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

Der Wettbewerb ist überall eingeschränkt

Auch Warren Buffett, einer der reichsten Männer Amerikas und einer der klügsten Investoren, hat dies erkannt. Im Jahr 2010 sagte er vor der Financial Crisis Inquiry Commission: „Der wichtigste Faktor bei der Bewertung eines Unternehmens ist seine Preisfestsetzungsmacht. Wenn man die Macht hat, die Preise zu erhöhen, ohne Kunden an einen Konkurrenten zu verlieren, hat man ein sehr gutes Geschäft. Wenn man ein Geschäft hat, das hinlänglich gut läuft, etwa wenn man eine Zeitung oder einen Fernsehsender mit einer Monopolstellung besitzt, dann könnte selbst der dämlichste Neffe es profitabel managen.“

Warren Buffett hat recht, und die „wettbewerbsfreie Welt“, die er so freimütig beschreibt, ist eine schlechte Nachricht. Denn Joseph Stiglitz weiß: „Das Problem ist, dass der Wettbewerb überall eingeschränkt ist.“ Es gibt vielfältige neue Methoden und Tricks. Sie dienen dazu, sich sich Marktmacht zu verschaffen, sie auszunutzen und zu erhalten. Es handelt sich dabei um innovative Instrumente. Mit deren Hilfe können Manager Verbraucher übervorteilen und so ihre Gewinne steigern.

Geld beherrscht die US-Politik

Es ist leicht zu verstehen, warum Wirtschaftsführer den Wettbewerb nicht mögen. Denn er drückt die Gewinne bis zu dem Punkt, wo Unternehmen eine Kapitalrendite erhalten, die gerade ausreicht, um unter Berücksichtigung des Risikos weiterhin in diesen Markt zu investieren. Sie streben daher nach höheren Gewinnen als jenen in einem Wettbewerbsmarkt. Daher müssen sie die Konkurrenz in Schach halten und dabei mit großer Findigkeit vorgehen.

Joseph Stiglitz fordert: „Heute brauchen wir Innovationen, um diesen Entwicklungen entgegenzutreten. Dies dient dazu, den Wettbewerb wieder herzustellen und die Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“ Mittels Markbeherrschung können Unternehmer Arbeitnehmer zudem direkt ausbeuten. Denn sie können niedrigere Löhne zahlen, als sie andernfalls müssten. Aus Marktmacht wird politische Macht. Die enormen Gewinne, die Marktstärke erzeugen, erlauben es Konzernen – in der von Geld beherrschten US-Politik – Einfluss zu kaufen. Quelle: „Der Preis des Profits“ von Joseph Stiglitz

Von Hans Klumbies