Die Sumer entwickelten die Keilschrift

Ein überaus wichtiger Schritt für die Menschheit als Ganzes war die Erfindung der ersten Schrift, der Keilschrift. Joachim Bauer blickt zurück: „Sie wurde gegen Ende des 4. Jahrhunderts vor Christus in Sumer entwickelt, dem ältesten der Reiche des Zweistromlandes.“ Schriftliche Überlieferungen und die Analyse von Material, das man durch archäologische Grabung zutage förderte, erwiesen sich in den vergangenen Jahrzehnten als überaus ergiebige Erkenntnisquellen. Als besonders wertvoll stellte sich die Möglichkeit heraus, ausgegrabene Materialen mit radiochemischen Methoden auf ihr Alter zu bestimmen. Die kombinierte Anwendung verschiedener Methoden hat das Forschungsgebiet der Archäobotanik entstehen lassen. Wissenschaftler in diesem Bereich untersuchen, wo, wann und mit welchen Pflanzen oder Bäumen die Erde zu verschiedenen Zeiten der Erdgeschichte bewachsen war. Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

In Uruk lebten zur Blütezeit bis zu 50.000 Menschen

Tatsächlich verdankt man dem noch relativ jungen Forschungsgebiet der Archäobotanik einiges an Wissen über die vermutlich wichtigste Ursache für den Kollaps menschlicher Kulturen. Im Zweistromland, auf dem Gebiet des heutigen Irak, entstehen die ersten Städte der Menschheit. Allen voran das zum Reich der Sumer zählende Uruk. Dabei handelt es sich um eine Stadt, die in ihren besten Zeiten, also in den Jahren zwischen 4100 und 2900 vor Christus, bis zu 50.000 Einwohner zählte.

Joachim Bauer weiß: „Das bedeutendste dort ausgeübte Handwerk war die Töpferei. Uruk verdankt die Welt die Erfindung der Töpferscheibe. Für die Bewohner überlebenswichtig war der Anbau von Gerste.“ Man baute sie draußen vor der Stadt auf den fruchtbaren, allerdings auf Bewässerung angewiesenen Böden des Zweistromlandes an. Im oberen, nördlichen Teil des Zweistromalandes gab es damals riesige Wälder. Die Entwicklung von Uruk zu einer für damalige Verhältnisse riesigen Stadt ging mit einem ungeheuren Verbrauch von Holz einher.

Die Abholzung der Wälder führte zum Untergang von Uruk

Man benötige das Holz nicht nur für den Hausbau, sondern auch als Brennmaterial für Töpfereien und für Werkstätten. Diese arbeiteten damals mit Kupfer und Bronze. Auch die Zubereitung von Speisen verbrauchte Brennholz. Die Menschen rodeten die Wälder am Oberlauf von Euphrat und Tigris über Jahrhunderte hinweg Stück für Stück. Die Stämme verfrachtete man mit Flößen den Euphrat hinab bis nach Uruk. Die Abholzung der Wälder führte zur Austrocknung und Erosion der Böden.

Euphrat und Tigris schwemmten die Böden zunehmend aus und führten die Erde im Flusswasser mit. Das fortgeschwemmte Erdmaterial verstopfte im Unterlauf der beiden Ströme die dort angelegten Bewässerungskanäle für die Landwirtschaft. Joachim Bauer ergänzt: „Das Material, welches die Kanäle verstopfte, musste mühsam wieder ausgehoben werden, wurde auf die Felder verteilt und hatte deren Versalzung zur Folge. Die Gerstenerträge sanken, es kam zu Hungersnöten und sozialen Unruhen. Der Niedergang Uruks war besiegelt.“ Quelle: „Fühlen, was die Welt fühlt“ von Joachim Bauer

Von Hans Klumbies