Der Autoritarismus war in Deutschland immer da

Die AfD sitzt heute als drittstärkste Partei im Deutschen Bundestag und ist in allen deutschen Landtagen vertreten. Trotz aller Wahlerfolge der Rechten haben die rechtsautoritären Haltungen in der deutschen Gesellschaft insgesamt abgenommen. In den USA bevorzugen 22 Prozent der erwachsenen Bürger einen politischen Führer, der ohne Parlament und ohne die Intervention von Gerichten regieren kann. In Deutschland teilen nur sechs Prozent diese Meinung. Noch im Jahr 1967 gab die Hälfte der Deutschen an, dass der Nationalsozialismus im Grunde eine gute Idee gewesen sei. Herbert Renz-Polster ergänzt: „In den 1960er Jahren saß die NPD in sieben von zehn Landesparlamenten.“ Selbst in der Mitte der Gesellschaft waren damals autoritäre und selbst rassistische Haltungen noch immer gang und gäbe. Der Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster hat die deutsche Erziehungsdebatte in den letzten Jahren wie kaum ein anderer geprägt.

Das menschliche Deutschland muss verteidigt werden

Der Autoritarismus war immer da. Er ist nach dem Krieg einfach in die bürgerlichen und konservativen Parteien eingesickert. Dasselbe gilt für Österreich, das schon immer ein breites Autoritarismusproblem hatte. Die deutsche Gesellschaft sollte selbstbewusster sein. Und deshalb nicht jede Provokation von Rechts wochenlang diskutieren und zum Kern der politischen Debatte machen. Denn sonst nimmt sie sich in Geiselhaft. Vor allem sollte man vor lauter AfD-Meldungen nicht vergessen, die Erde bewohnbar zu halten.

Herbert Renz-Polster stellt fest: „Nein, der einzige Weg, um der AfD das Wasser abzugraben, besteht darin, dass wir das menschliche Land verteidigen, das wir gewonnen haben. Das ist unsere eigentliche gesellschaftliche Herausforderung. Und dieses Land hilft uns auch bei unseren anderen Aufgaben.“ Wo liegt dann der politische Schlüssel für die Zukunft? Er liegt gewiss nicht allein bei der AfD. Und das zeigt sich schon daran, wie munter rechtspopulistische Positionen auch von anderen Parteien bedient werden.

Die Aussagen der Konservativen haben Gewicht

Wenn Deutschland jetzt nach rechts rückt, sorgt dafür gerade ja doch eher die rechte Mitte des politischen Spektrums. Denn während man über die markigen Worte der AfD doch eher schmunzelt, haben die Aussagen der Konservativen auch in der Mitte der Gesellschaft Gewicht. „Die Migration ist die Mutter aller Probleme.“ Wenn das der deutsche Innenminister Horst Seehofer sagt, dann muss man wohl wirklich Angst bekommen vor den Flüchtlingen.

Und vor einem Teil der deutschen Bevölkerung sollte man sich dann gleich mitfürchten. Schließlich haben neunzehn Millionen Menschen in diesem Land einen Migrationshintergrund. Tatsächlich ist die Antwort auf die AfD bisher ein einziges Dopingprogramm für die Rechtspopulisten. Die Konservativen und die Liberalen malen zwar munter die populistische Bedrohung an die Wand. Gleichzeitig geben sie aber wie an Fäden gezogen die politische Mitte frei. Quelle: „Erziehung prägt Gesinnung“ von Herbert Renz-Polster

Von Hans Klumbies