Die Physik bildet die Basis für viele Erfindungen

Die Physik galt lange als die Leitwissenschaft der Neuzeit. Ihr Anspruch war, zu ergründen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Das beginnt bei den kleinsten subatomaren Größenordnungen und endet bei den Weiten des Universums. Fabian Scheidler stellt fest: „Sie war und ist einerseits die philosophischste aller Wissenschaften, weil sie die letzten Fragen über Wesen und Ursprung von Materie, Zeit, Raum und Energie zu beantworten suche. Andererseits bildeten ihre Entdeckungen auch die Grundlage für entscheidende technische Erfindungen.“ Diese erlangten erhebliche Bedeutung für die Geschichte des modernen Weltsystems. Als Beispiele nennt Fabian Scheidler die Entwicklung der Feuerwaffen, die Erfindung der Dampfmaschine, des Verbrennungsmotors, des Fernsehens, der Atombombe und des Internets. Der Publizist Fabian Scheidler schreibt seit vielen Jahren über globale Gerechtigkeit.

Große Fragen sind unbeantwortet geblieben

Doch die mächtigen Technologien täuschen leicht darüber hinweg, dass die Physik seit langer Zeit in eine tiefe Krise geraten ist. Diese begann bereits mit Isaac Newton und verschärfte sich mit den Entdeckungen der Relativitäts- und Quantentheorie erheblich. In den vergangen 40 Jahren hat sie trotz zahlreicher Erfolge im Bereich technischer Anwendungen keine wirklich großen Erkenntnisdurchbrüche mehr erzielt. Die großen Fragen, welche die Revolutionen Albert Einsteins und der Quantenphysik vor 100 Jahren aufgeworfen haben, sind im Wesentlichen unbeantwortet geblieben.

Währenddessen sind neue, noch größere offene Fragen hinzugekommen. Sie verbergen sich hinter Chiffren wie „dunkle Materie“ oder „dunkle Energie“. Die Formelgebäude werden immer imposanter. Doch der Stoff, aus dem die Menschheit besteht, scheint sich zugleich dem Zugriff der Physik immer weiter zu entziehen. Einige der Grundlage der neuzeitlichen Physik formulierten Forscher in der griechischen Antike. In der Zeit von 600 bis 500 vor unserer Zeitrechnung ereigneten sich in Kleinasien zwei Umwälzungen.

Demokrit prägte den Begriff des Atoms

Diese sollten für die Geschichte der westlichen Zivilisation entscheidende Bedeutung erlangen. Fabian Scheidler erklärt: „In den Griechisch sprechenden Städten Ioniens wurden etwa gleichzeitig das Münzgeld erfunden und die Grundlage der westlichen Wissenschaft und Philosophie geschaffen.“ Lange beachtete die Forschung diese bemerkenswerte Koinzidenz in Raum und Zeit kaum. Der britische Historiker Richard Seaford aber wies darauf hin, dass diese Gleichzeitigkeit kein Zufall war.

Die „vorsokratischen“ Philosophen, von Thales bis Empedokles, spekulierten über den Grundstoff aller Dinge. Sie dachten nach über die innersten Bausteine der Welt, aus denen sich alle anderen Stoffe, wie sie glaubten, zusammensetzten. Demokrit prägte dafür um 500 v. Chr. den Begriff des Atoms, des Unteilbaren. Demokrit und seine Philosophenkollegen lebten in der ersten durchkommerzialisierten Gesellschaft der Geschichte. In dieser regelte man einen Großteil der Beziehungen durch den Tausch von Geld gegen Waren und Arbeitskraft. Quelle: „Der Stoff aus dem wir sind“ von Fabian Scheidler

Von Hans Klumbies