Die Nettoprimärproduktion erzeugt den gesamten Wohlstand

Bis heute findet der „wahre Wohlstand“, von dem sämtliche Lebensprozesse abhängig sind und ohne den das Wirtschaftssystem nicht existieren könnte, erstaunlich wenig Beachtung bei Wirtschaftswissenschaftlern und Unternehmern. Und genau hier beginnen die negativen externen Effekte. Jeremy Rifkin erklärt: „In der Nettoprimärproduktion – der Gesamtmenge des organischen Materials, das Lebewesen mittels Sonnenkraft herstellen – findet sich die Gesamtmenge des von der Vegetation aufgenommenen Kohlenstoffs minus des durch die Atmung wieder verlorenen Kohlenstoffs.“ Die Nettoprimärproduktion erzeugt den gesamten Wohlstand und ist die eigentliche Nahrungsquelle aller Lebensformen. Auch derjenigen, die in der Nahrungskette weiter oben stehen. Natürlich lebt auch der Homo sapiens seit seinen Anfängen vor rund 200.000 Jahren von dieser Nettoprimärproduktion. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

Das Erdreich ist eine hochkomplexe Mikroumwelt

Jeremy Rifkin kritisiert: „Doch seit Beginn der industriellen Revolution vor über zwei Jahrhunderten eignet sich unsere Spezies einen immer größeren Anteil der Nettoprimärproduktion des Planeten an.“ Sie verwandelt sie in kurzfristig produktiven Wohlstand, um das extreme Bevölkerungswachstum und die Verlängerung der Lebenserwartung zu ermöglichen. Zu Beginn der industriellen Revolution lebten rund 700 Millionen Menschen auf der Erde. Im Jahr 2000 waren daraus mehr als sechs Milliarden geworden, die 23,8 Prozent der Nettoprimärproduktion für sich beanspruchten.

Ohne das Grundkapital der Natur, das Erdreich, wäre die Nettoprimärproduktion überhaupt nicht möglich. Ohne Erdreich keine Vegetation und ohne Vegetation keine Photosynthese. Jeremy Rifkin ergänzt: „Das Erdreich ist eine hochkomplexe Mikroumwelt. Das Ausgangsmaterial ist Gestein. Über lange Zeiträume hinweg verwittert dieses Gestein durch Regen, Wind, Temperaturschwankungen, Schwerkraft, Erdbeben und Vulkanausbrüche.“ Wenn genug Zeit vergeht, zersetzt es sich in immer kleinere Partikel.

Allein in den USA gibt es über 70.000 Bodentypen

Auch Pilze, Bakterien, grabende Insekten und andere Tiere wirken bei der Umsetzung von Gestein zu Erdreich mit. Die Elemente und Mineralien im Gestein sind ein wesentlicher Bestandteil des Bodens. Hier wachsen Pflanzen. Tiere fressen diese Pflanzen und steuern ihre Fäkalien bei. Jeremy Rifkin fügt hinzu: „Würmer und Bakterien brechen Pflanzenreste und tierische Abfälle auf und tragen damit ebenfalls zum Erdreich bei.“ Eine durchschnittliche Probe des Erdreichs besteht zu 45 Prozent aus Mineralien, zu 25 Prozent aus Wasser, zu 25 Prozent aus Luft und zu fünf Prozent aus organischem Material.

Allein in den Vereinigten Staaten gibt es über 70.000 Bodentypen. Das Schwinden des Erdreichs auf der Erde hängt direkt mit der neuen Effizienz der Pflanzengenetik und der industriellen Landwirtschaft zusammen. Diese ist geprägt schnell wachsenden Hochertragssorten, Monokulturen, hochgiftigen Insektenvernichtungsmitteln, neuen Bewässerungspraktiken sowie modernen Anbaumethoden. Jeremy Rifkin erläutert: „Zwischen 1960 und Mitte der 1980er Jahre führten diese neuen Verfahren zu einer dramatischen Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge.“ Quelle: „Das Zeitalter der Resilienz“ von Jeremy Rifkin

Von Hans Klumbies

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