Die „Gafam“-Monopole sind mächtiger als Staaten

Wer über wirtschaftliche Macht schreibt, kommt an Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft nicht vorbei. Dabei handelt es sich um jene „Big Five“ der modernen Informationsgesellschaft, die als „Gafam“ gekannt ist. Hans-Jürgen Jakobs erläutert: „Auch sie handeln mit einem Rohstoff, unseren Daten, einem Gut, das längst als Rohöl des 21. Jahrhunderts gepriesen wird. Viele Märkte sind inzwischen hochkonzentriert, auch in Deutschland.“ Der Energiemarkt zum Beispiel. Die Rohstoffe. Das Geschäft mit der Telekommunikation. Der Handel. Gas. Die Reeder. Finanzen. Der Markt für Wirtschaftsprüfer. Aber „Gafam“ ins besonders, denn diese Unternehmen schreiben die Geschichte der Monopole neu. Sie sind längst so mächtig – sogar mächtiger – wie Staaten, in ihrem Selbstbewusstsein allemal, nur ohne jegliche demokratische Kontrolle. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

Die Macht der großen Digitalkonzerne ist immer spürbar

Die „Gafam“-Monopole sind ein eigener Machtkörper mit gesellschaftspolitischem Anspruch und Sprengstoff. Vielleicht war es diese Mischung, welche die EU-Kommission dazu brachte, eine Außenvertretung just im Silicon Valley einzurichten. Die fünf amerikanischen Digitalkonzerne symbolisieren das Monopol des 21. Jahrhunderts. Ihnen nähert man sich am besten in der Haltung höflicher Diplomaten. Die globalen Techunternehmen sind zu machtvollen Akteuren geworden, die einen so großen Einfluss auf die Gesellschaft haben, wie es in der Vergangenheit selten der Fall war.

Hans-Jürgen Jakobs stellt fest: „Die Macht der großen Rohstoffmonopole dieser Welt wird nur in großen Krisenlagen sichtbar. Ansonsten haben wir ihr Tun als selbstverständliche Grundlage einer eher langweiligen Infrastrukturökonomie wahrgenommen.“ Die Macht der großen Digitalkonzerne – auch sie Infrastrukturunternehmen – dagegen ist immer spürbar. Sie leitet sich von dem freiwilligen Mitmachen der Bürger ab. Dagegen können sie im Energiemarkt nicht darüber mitbestimmen, ob Uniper sein Gas von Gazprom kauft oder von irgendjemand anders.

Die „Gafam“-Konzerne sind Gewinnmaschinen

Bei Google & Co dagegen ist die große Mehrheit freiwillig dabei. Die Kritik an den entstandenen, weitgehend ungehemmt weiterwachsenden Monopolmacht hat man in der Vergangenheit Teilen der politischen Elite überlassen. Auch diejenigen Nutzer, die negative Erfahrungen mit den Monopolisten gemacht haben, üben Kritik. Zum Beispiel weil der Datenschutz verletzt wird, üble Hetze und Demagogie an der Tagesordnung sind oder Geschäftskonkurrenten diskriminiert wurden.

Das Groß der Bevölkerung aber nutzt weite Teile der monopolisierten Digitalökonomie, meist ohne Geld dafür zu bezahlen. Ganz so, als hätte jemand Wohltätigkeit zum ökonomischen Prinzip erklärt. Von einem Altruismus kann bei „Gafam“ wirklich nicht die Rede sein. Hans-Jürgen Jakobs weiß: „Sie sind vielmehr auf hohe Betriebstemperatur eingestellte Gewinnmaschinen, die Regierungen, Märkte, Börsen und Geldanleger auf Trab halten, die sich von ihnen Sicherheit für die eingesetzten Investments erwarten. Quelle: „Das Monopol im 21. Jahrhundert“ von Hans-Jürgen Jakobs

Von Hans Klumbies