Ulisse Aldrovandi erkannte die Notwenigkeit unmittelbarer, persönlicher Beobachtung und den Wert exakter Abbildungen in naturwissenschaftlichen Büchern. Das war im Zeitalter der Renaissance ein großer Fortschritt. Er sagte von sich selbst, dass er niemals etwas beschrieben hätte, ohne es zuvor mit den eigenen Augen gesehen und die Anatomie seiner äußeren wie inneren Teile untersucht zu haben. Ulisse Aldrovandi studierte im Alter von 17 Jahren an der Universität von Bologna Philologie, Jura, Logik, Philosophie, Mathematik und Medizin.
Ulisse Aldrovandi erhält einen Lehrstuhl für Naturphilosophie
Ulisse Aldrovandi promovierte mit 21 Jahren in Medizin und lehrte im Jahr darauf an der Universität in Bologna Logik und Philosophie. 17 Jahre später wurde für ihn ein Lehrstuhl für Naturphilosophie eingerichtet. Später leitete er auch den botanischen Garten in Bologna, der auf sein Drängen hin angelegt worden war.
Nachdem der Universalwissenschaftler zum Gesundheitspfleger von Bologna ernannt worden war, veröffentlichte er das „Antidotarium“, das erste amtliche Arzneibuch, das den Apothekern die richtige Zubereitung und Dosierung von Medikamenten vorschrieb. Außerdem wollte der Gelehrte möglichst viele Tiere, Pflanzen und Mineralien bestimmen und beschreiben, da ihm die Beschreibungen bei Aristoteles, Theophrast oder Plinius dem Älteren zu ungenau waren.
In Bologna entsteht ein Naturmuseum mit 18.000 Studienobjekten
In seinem Museum, das er im Laufe von 50 Jahren angelegt hatte, befanden sich etwa 18.000 Studienobjekte sowie 7.000 getrocknete Pflanzen in 15 Bänden. Ein Besucher meinte, der Wissenschaftler habe hier alle natürlichen Dinge zusammengetragen, die man unter und über der Erde, in der Luft und im Wasser finden könnte. Das naturkundliche Museum von Ulisse Aldrovandi war ein Zentrum für Studium und Forschung, in dem er Tiere, Pflanzen und Mineralien bestimmte und beschrieb.
Außerdem hatte er etwa 8.000 Aquarell- und Temperagemälde von Naturgegenständen gesammelt, die er als Arbeitsmittel verwendete. Die bildliche Darstellung in Büchern über Naturkunde war ihm ein Herzensanliegen. Es ging ihm dabei aber nicht um schöne Bildnisse, sondern um eine möglichst exakte Wiedergabe.
Ulisse Adrovandi vermacht seinen Nachlass der Stadt Bologna
Bei der Beschreibung der Naturgegenstände beschränkte sich Ulisse Aldrovandi nicht auf seine persönlichen Beobachtungen und anatomischen Untersuchungen, sondern fasste alles zusammen, was seit der Antike über das jeweilige Forschungsobjekt berichtet worden war. Zu seinen bedeutenden wissenschaftlichen Werken zählen drei Bände über Vogelkunde „Ornithologia“, die er zwischen 1599 und 1601 veröffentlichte sowie ein Band über Insekten, der 1602 erschien.
Die übrigen neun Bände seiner großen Naturkunde kamen erst nach seinem Tod zwischen 1605 und 1667 heraus. Der Rat von Bologna, der die Bücher herausgab, bedankte sich auf diese Weise bei dem großen Naturforscher Ulisse Aldrovandi, der der Stadt sein Museum, seine Bildersammlung und seine Bibliothek mit mehr als 3.500 Büchern vermacht hatte. Aus dieser Schenkung entstand das erste öffentliche Museum von Bologna.
Von Hans Klumbies