Das Universum scheint ziemlich sinnlos zu sein

Der Physiknobelpreisträger Steven Weinberg schrieb: „Desto besser wir das Universum zu verstehen scheinen, desto sinnloser erscheint es auch.“ Gemeint ist damit vor allem, dass man immer mehr Phänomene rein physikalisch erklären kann. Christian Uhle ergänzt: „Verborgene Zwecke haben ausgedient. Vielen Menschen erscheint das heute völlig normal.“ Die Astronomin Margaret Geller fasst dies nüchtern zusammen: „Das Universum ist schlicht und einfach ein physikalisches System, wo soll da der Sinn liegen?“ So eine Aussage wäre von Galileo Galilei völlig undenkbar gewesen. Wenn der ganze Kosmos, die ganze Natur, jedes Blatt und jede Laus von Gott kommen, dann hat auch alles etwas zu bedeuten, deutet auf ihn hin, ist Ausdruck seines Willens. Das Anliegen des Philosophen Christian Uhle ist es, Philosophie in das persönliche Leben einzubinden.

Der göttliche Wille hat ausgedient

Heute sieht man aber, dass sogar hochkomplexe und atemberaubend schöne Formen in der Natur kausalistisch erklärt werden können – zum Beispiel Eiskristalle. Christian Uhle erklärt: „So veränderte sich der Blick auf die Welt, in der wir leben. Und das hatte natürlich massive Auswirkungen darauf, wie viele Menschen ihr Leben bis heute verstehen und gestalten.“ Schließlich ist es keine wertneutrale Deutung, alles als Ausdruck eines göttlichen Willens zu beschreiben. Ein solches Weltbild gibt Orientierung.

Das, was natürlicherweise existiert, ist immer auch gut, hat irgendeinen Sinn. Auch die Existenz der Menschen ist aus dieser Perspektive gut und richtig. Und ihr Leben führen sie in einer Welt, die bereits verborgen Hinweise darauf enthält, wie mit ihr umzugehen ist. Damit war nun Schluss. Christian Uhle erläutert: „Und auf eine subtile Weise prägt dieser geistesgeschichtliche Paradigmenwechsel vermutlich auch noch heutige Sinnkrisen. Ausgehend vom europäischen Raum entfaltete er einen gewaltigen Einfluss auf beinahe alle Kulturkreise.“

Der Homo sapiens it eine völlig zwecklose Spezies

Die Welt, in der die Menschen nach Sinn suchten, wurde eine andere. Die Welt ist nun eine zwecklose Welt. Christian Uhle stellt fest: „Der Homo sapiens ist eine völlig zwecklose Spezies. Er ist einfach da, grundlos, niemand hat sich dabei etwas gedacht, es gibt keine höhere Aufgabe der Gattung oder des Einzelnen.“ Nichts wurde zu einem bestimmten Zweck erschaffen oder bleibt zu einem bestimmten Zweck von der Vernichtung verschont. Wozu bin ich hier? Wozu gibt es Menschen und Pflanzen?

Wozu gibt es überhaupt dieses ganze Universum mit seinen Sternen und Planeten? Folgt man dem wissenschaftlichen Weltbild – und dafür gibt es gute Gründe –, dann gibt es darauf keine Antworten. Da ist kein tieferer Zweck, weshalb die Welt ist, wie sie ist. Sie hätte genauso gut anders sein können. Wenn man diese Perspektive einnimmt, verdichten sich die lebenspraktischen Zweifel auch philosophisch: Ist das Leben womöglich sinnlos? Um die Sinnfrage zu beantworten, muss man sie laut Christian Uhle zuerst besser verstehen. Quelle: „Wozu das alles?“ von Christan Uhle

Von Hans Klumbies