Groß und opulent. Es hat einen Grund, warum diese kraftvollen Weine aus Bordeaux Könige seit Jahrhunderten trinken. Die legendären Weine dieser Region im Südwesten Frankreichs verdienen eine besondere Anerkennung. Nämlich für ihre Länge am Gaumen und für das, was sie im Glas entfalten. Aldo Sohm und Christine Muhlke wissen: „Bordeaux-Weine sind die Messlatte für klassische große Weine und verfügen durchgehend über ein sehr gutes Reifungspotenzial.“ Das exzellente Terroir und die kühlenden Ozeanwinde wirken sich sehr günstig auf die Trauben aus. Außerdem spielt es eine Rolle, dass man hier schon vor 1700 Wein anbaute und daher weiß, wie man es macht. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Appétit“.
Das linke Ufer der Gironde dominiert der Cabernet Sauvignon
Die Nähe zu einem Hafen hat auch zur Folge, dass man seit Jahrhunderten Wein an die Briten verkaufte. Dieses Volk weiß bekanntermaßen feinen Wein zu schätzen. Die Messlatte liegt also schon seit langer Zeit sehr hoch. Und man erzeugt die Weine noch immer auf traditionelle Art, um den klassischen Standards zu entsprechen. Die Region ist jedoch nicht ganz so komplex gegliedert wie Burgund. Die Mündung der Gironde teilt Bordeaux in eine linkes und ein rechtes Ufer.
Das von Cabernet Sauvignon dominierte linke Ufer ist deutlich kommerzieller ausgerichtet. Und viele der berühmten Châteaux wurden von Luxuskonzernen aufgekauft. Am vom Merlot bestimmten rechten Ufer finden sich kleinere, handwerklich ausgerichtete Winzer – viel eher die Kragenweite von Aldo Sohm. Auch die Region Entre-Deux-Mers wollen Aldo Sohm und Christine Muhlke nicht unerwähnt lassen: „Die dortigen Winzer erzeugen günstige Weißweine mit einem Ethos, das weit von dem der touristisch erschlossenen Châteaus auf der anderen Seite der Gironde entfernt ist.“
Es gibt auch günstige gereifte Bordeaux
Die Erzeuger in Bordeaux nennen ihre Güter Châteaux, zu Deutsch „Schloss“, oft sind es jedoch ganz normale Häuser. Das Médoc wurde im Jahr 1855 klassifiziert, und seitdem hat es nur wenige Änderungen gegeben. Aldo Sohm rät nicht nur die berühmten Ersten Gewächse zu probieren. Denn viele Güter werden längst von anderen Besitzern als damals geführt. Château Pontel-Canet beispielsweise. Es wurde als Fünftes Gewächs eingestuft, stellte auf biodynamischen Anbau und fortschrittliche Kellertechniken um und ist derzeit der größte Star von Pauillac.
Wer herausgefunden hat, dass ihm Bordeaux-Weine besonders munden und bereit ist etwas mehr Geld für eine Flasche auszugeben, sollte sich nicht auf die schnell ausverkauften aktuellen Jahrgänge konzentrieren. Aldo Sohm rät: „Stattdessen können Sie sehr günstige gereifte Bordeaux finden, die oft preiswerter als neuere Flaschen sind. Und weil Bordeaux mit der Zeit immer besser wird, kaufen Sie einen Wein, den Sie direkt trinken können. Eine Win-win-Situation!“ Quelle: „Einfach Wein“ von Aldo Sohm mit Christine Muhlke
Von Hans Klumbies